Ein Papagei im Eiscafé

Ertrinkende gehen in ein Land, wo sie noch mehr ertrin­ken’ sagt der aus Marokko ein­ge­wan­der­te Barbier. Unter Rasiermessern und Trockenhauben wer­den klei­ne Bemerkungen für uns zu gro­ßen Weisheiten. Ines Thomsen erzählt uns ein Stück Neues Europa. Von der Mobilität des ‚fle­xi­blen Menschen’, von der Suche nach Glück und Auskommen fern ab von Heimat und Familie, von Zuflucht in neu­em Gefilde. Aber auch von sozia­lem Leben mit gewach­se­nen Ritualen in einem alten Kiez. In vier klei­nen Frisiersalons mit­ten in Barcelonas Krisen- geschüt­tel­tem Migrantenviertel El Ravel macht uns der Film mit gro­ßer Lust, Respekt und Leichtigkeit in sei­ne Protagonisten ver­liebt. Sie haben es alle­samt nicht leicht, aber es scheint, dass sie es genau hier, in die­sem Mikrokosmos FRISÖR, ein­fach mal leicht neh­men kön­nen. Es wird gere­det und es gibt Berührung. Ob es der Barbier mit sei­nem Kunden ist, der Lehrling mit sei­nem Meister oder die Stammkunden unter sich.

Ohne die Kamera zu spürpapagei1en, lässt uns die Filmemacherin 80 Minuten mit­la­chen, mit­wei­nen, mit­füh­len und mit­den­ken. Ein char­man­ter Film, der uns, obwohl auch hier Skype und Mobiltelefone benutzt wer­den, nach Wärme und Gemeinschaft seh­nen lässt. So lapi­dar wie der Titel klingt – EIN PAPAGEI IM EISCAFÉ – hallt die­ser Film aus einer Gasse Barcelonas hier in uns nach und wir wün­schen ihm dem­nächst ein gro­ßes, lie­be­vol­les Publikum im Deutschen Kino.“
Begründung der Jury Dokumentarfilm zum new ber­lin film award in der Kategorie Bester Dokumentarfilm 2015

D/Spanien 2014, 83 Min., OmU
Buch, Regie, Kamera: Ines Thomsen
Schnitt: Franziska von Berlepsch

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