„Drei Menschen aus Sri Lanka, die sich als Familie ausgeben, damit sie die Insel verlassen und in Europa Asyl beantragen können. Einer von ihnen, Dheepan, ist Kämpfer der Tamil Tigers. In den ersten Szenen sieht man, wie Leichen verbrannt werden und er neben dem Feuer steht, einmal hält die Kamera auf einen Schädel, in dem Flammen lodern; später erfährt man, dass Regierungstruppen Dheepans Einheit und Familie getötet haben. Auch die anderen beiden Figuren, Yalini und Illayaal, hält die Erinnerung an den Bürgerkrieg im Würgegriff. Die drei landen in einer Cité am Rand von Paris, in einer üblen Gegend, Drogengangs beherrschen sie. Dheepan wird Hausmeister, Yalini kocht für einen älteren, auf Hilfe angewiesenen Mann, Illayaal geht in die Schule, für Augenblicke wird aus den vorgetäuschten Familienbanden echte Zuneigung, dann wieder verzweifelt jeder der drei an der Zwangsgemeinschaft. Audiard, der zuletzt „Der Geschmack von Rost und Knochen“ (2012) drehte, versucht hier ohne Zweifel etwas Interessantes: Je mehr er den Protagonisten als Krieger anlegt, umso weiter ragt ins Flüchtlingsdrama der Genrefilm. Der Asylbewerber erscheint bei Audiard nicht als auf Hilfe und Almosen angewiesene Figur, sondern als jemand, der, so es darauf ankommt, viel Handlungsmacht hat.“ Cristina Nord
Goldene Palme Cannes 2015
F 2015, 115 Min., französisch, tamilische OmU
Regie: Jacques Audiard
Buch: Jacques Audiard, Thomas Bidegain, Noé Debré
Kamera: Éponine Momenceau
Musik: Nicolas Jaar
Schnitt: Juliette Welfling
Darsteller: Antonythasan Jesuthasan, Kalieaswari Srinivasan, Claudine Vinasithamby, Vincent Rottiers