Ein Film von Mathieu Kassovitz. Wiederaufführung.
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Eine Geste aus diesem Film wird man so schnell nicht vergessen. Es ist die wie eine Pistole mit ausgestreckten Fingern in Anschlag gebrachte Hand von Vinz, die immer wieder an die Möglichkeit des Ausbruchs explosiver Gewalt erinnert. Wie viele andere Aktionen in dem Film ist diese Geste sowohl Imponiergehabe, Pose und Spiel als auch tatsächliche Bedrohung. Immer ist die Gefahr gegenwärtig, daß das Spiel plötzlich und unumkehrbar furchtbare Zerstörungskräfte auslöst. Es geht um 24 Stunden des Lebens von drei jungen Männern aus der ‚cite‘ ( einer Trabantenstadt an der Peripherie von Paris ). Einer von ihnen wird am Ende tot sein.” Weniger ein brutaler Film, als vielmehr ein neuer ‚film noir‘. – Wer ’71 Fragmente…‘ nicht mochte (und das, so befürchte ich, wird die Mehrheit sein), wird diesen Film sehr mögen, die anderen werden ihn vielleicht als ein wenig zu didaktisch empfinden. Aber wahrscheinlich ist dieser Vergleich auch ziemlich blöd. (fsk Programmhefttext von 1995)
„Die Wucht, mit der Kassovitz den Zuschauer in die Auseinandersetzungen der drei Freunde zieht, resultiert aus der filmischen Gestaltung, aber auch aus dem hervorragenden Spiel der drei Hauptdarsteller, die der Geschichte hohe Authentizität verleihen. Schwarzweiße Bilder, harte Schnitte und die ausschließliche Verwendung von Originaltönen erzeugen einen bedrängenden Alltagsrealismus, der nicht nur den „sozialen Riß” durch die französische Gesellschaft spürbar macht, sondern auch ein Gefühl für die Ausweglosigkeit seiner Helden vermittelt. Wie sehr es dem 27jährigen Kassovitz trotz seiner ungeteilten Sympathie für die Bewohner der Banlieue doch gelingt, die Balance zwischen Parteilichkeit und Stilisierung zu halten, wird immer wieder in einzelnen Einstellungen deutlich, in denen sich seine Intentionen zur Metapher verdichten. Als Vinz den beiden Gefährten zum erstenmal die Pistole zeigt, schrecken diese zurück und weisen ihn ab, indem sie davonlaufen; dabei isoliert die Kamera den kahlköpfigen Vinz, der selbstvergessen über die Waffe streicht und plötzlich hochschreckt, als er merkt, daß er allein ist. Das schönste Bild, das Kasssovitz für die überlebensnotwendige Solidarität untereinander findet, ist dezent an den Rand gesetzt: nachdem Saïd und Hubert verhaftet, gequält und erniedrigt, dann aber wieder freigelassen wurden und im mondänen Stadtzentrum auch Vinz wiedergefunden haben, wandelt Saïd im Vorbeigehen mit der Sprühdose einen Werbeslogan ab: Die Welt ist nicht mehr „dein”, sondern „unser”: Miteinander, nicht getrennt können sie dem Morgen entgegensehen. Doch da flimmert über eine riesige Videowand die Nachricht vom Tod Abdels.” Josef Lederle | filmdienst




Credits:
FR 1995, 98 Min., franz. OmU
Regie und Buch: Mathieu Kassovitz
Kamera: Pierre Aïm
Schnitt: Mathieu Kassovitz, Scott Stevenson
mit: Vincent Cassel, Hubert Kounde, Said Taghmaoui
Trailer:
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