L’Amour du Monde

Ein Film von Jenna Hasse.

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Was gefällt dir denn an die­sem Ort?“ – „Dass er 100.000 Kilometer von hier ent­fernt ist.“

Das Kinderheim am Genfersee ist alles ande­re als luxu­ri­ös, aber für die Kinder dort ist es die Heimat. Mehrere Betreuungspersonen küm­mern sich sehr pro­fes­sio­nell, aber auch durch­aus zuge­wandt um die Kids. Margaux ist zwar selbst fast noch ein Kind mit ihren 14 Jahren, aber in die­sem Sommer macht sie ihr Praktikum als Erzieherin im Kinderheim. Ihre Einstellung dazu ist – freund­lich gesagt – von Desinteresse geprägt. Doch alles ist bes­ser als im Hotelzimmer zu hocken, das sie gemein­sam mit ihrem Vater bewohnt, der ihr nicht zuhört und sich viel lie­ber um sei­ne Freundin und sei­nen Job küm­mert. Kaum im Kinderheim ange­kom­men, lernt Margaux die klei­ne, wil­de Juliette ken­nen. Nach land­läu­fi­ger Meinung lie­ße sich Juliette pro­blem­los als schwie­ri­ges Kind bezeich­nen. Aber Juliette hat vor Kurzem ihre Mutter ver­lo­ren. Ihr Vater, der sich seit­dem nicht mehr bli­cken ließ, hat sie im Kinderheim abge­lie­fert. Zwischen Margaux und Juliette scheint eine unsicht­ba­re Verbindung zu exis­tie­ren, die zur Freundschaft wird, viel­leicht weil sie bei­de ohne Mutter auf­wach­sen. Der Dritte im Bunde wird der jun­ge Fischer Joël, der Juliette aus dem Wasser ret­tet, als sie mal eben ein­fach so in den See gesprun­gen ist, ohne schwim­men zu kön­nen. Die Drei erschaf­fen sich unbe­ob­ach­tet von den Erwachsenen ihre eige­ne Wirklichkeit: ein Wasserreich, in dem Träume wahr wer­den können.

Jenna Hasse mischt in ihrem Kinodebüt, des­sen Titel inspi­riert wur­de von einem Buch des Schweizer Schriftstellers Charles Ferdinand Ramuz, ihre eige­ne Biografie mit den Träumen jun­ger Menschen über­all auf der Welt, die sich ein erfüll­tes, sinn­haf­tes Leben in und mit der Natur wün­schen und ver­su­chen, so lan­ge wie mög­lich Kind zu blei­ben und ihre Freiheit zu bewah­ren. Die jun­ge Regisseurin ver­zich­tet auf Action und gro­ßes Drama eben­so wie auf offen­sicht­lich gestell­te Bilder. Stattdessen setzt sie auf eine bei­na­he doku­men­ta­ri­sche, stim­mungs­vol­le Sommeratmosphäre, die sich aufs Publikum über­trägt. Hasse bleibt dicht an ihren Protagonisten und beob­ach­tet sie mehr, als sie in Szene zu set­zen. Dabei über­nimmt Clarisse Moussa als Margaux die Hauptrolle. Sie zeigt das 14-jäh­ri­ge Mädchen als zunächst stark generv­ten Teenager, erfüllt von Langeweile und Lustlosigkeit, immer hart am Rande der Miesepetrigkeit und bei­na­he emo­ti­ons­los. Doch mit der Freundschaft zu Juliette – nied­lich und trot­zig: Esin Demircan – ver­än­dert sie sich: Vielleicht weil sie die Ähnlichkeiten zwi­schen ihnen bei­den sieht und fürch­tet, über­nimmt Margaux die Rolle einer älte­ren Schwester, ohne sich des­sen bewusst zu sein und obwohl ihr das trot­zi­ge klei­ne Mädchen gleich beim ers­ten Ausflug weg­rennt. Gemeinsam mit Joël ent­de­cken sie die gro­ße Welt im Kleinen über die Natur und das Wasser – alles natür­lich streng gegen alle Regeln und ohne Wissen der Erwachsenen. So schaf­fen sich die Drei ihren eige­nen heim­li­chen Sommer, in dem sie den Zauber der Freiheit genießen.

Gaby Sikorski | programmkino.de

Credits:

CH 2023, 76 Min., frz. OmU
Regie: Jenna Hasse
Kamera: Valentina Provini
Schnitt: Noémie Fy
mit: Clarisse Moussa, Esin Demircan, Marc Oosterhoff, Adèle Vandroth, Pierre Mifsud, Mélanie Doutey, Filipe Vargas, Théo Rossi, Hadrien Motta, Elias Alves, Maël Ney

Trailer:
L’AMOUR DU MONDE – Sehnsucht nach der Welt // Kinostart: 24. August
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