Ein Film von Nicolas Philibert.
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Averroes und und Rosa Parks sind zwei Abteilungen des Krankenhauses von Saint-Maurice bei Paris. Benannt wurden sie nach dem im 12.Jh tätigen muslimischen Philosophen und Arzt Ibn Ruschd (latinisiert Averroes), und der US-amerikanischen Bürgerrechtsikone Rosa Parks. Die Namen sind auch Auftrag, es gilt, in der Einrichtung, wo einst auch der Dichter Paul Verlaine und der Marquis de Sade untergebracht waren, den Patient:innen mit notwendigem Respekt zu begegnen.
Die ersten Einstellungen schauen von oben: Eine Drohnenkamera kreist über den riesigen Gebäudekomplex, es ist schwer zu entscheiden, was zu sehen ist – Parkanlage oder Gefängnis. Hier sind stationären psychiatrischen Abteilungen untergebracht, aus denen manche der Tagesbesucher zum Klinikboot Adamant kommen. Der Dokumentarfilm Auf der Adamant gewann 2021 den Goldenen Bären der Berlinale. Mit Averroès & Rosa Parks legt Nicolas Phillibert jetzt eine zweite, konzentriertere Arbeit zum Thema nach. Der Film besteht zum großen Teil aus Gesprächen zwischen dem Personal und den dort untergebrachten Patient:innen (von denen einige sich selbst eingeliefert haben, und manche bald entlassen werden sollen), unaufdringlich gefilmt aus gebührender Distanz. Die hier behandelten Menschen leiden unter schwerwiegenden Krankheitsbildern wie Schizophrenie, Bipolare Störung, Angst- und Panikattacken oder Psychosen, die ihnen ein Leben ohne medizinische Behandlung und Aufsicht häufig unmöglich machen.
Der Film lässt sich Zeit, und bei jedem „Interview“ genanntem Gespräch gibt es die Möglichkeit, die Einzelnen zu sehen und das Gesagte mit den eigenen Erfahrungen und weiteren, größeren Zusammenhängen abzugleichen. Der Mitleid- oder Abwertungsfalle kann dadurch entgangen werden, ohne erlebtes, erfahrenes und praktisches Leid zu bagatellisieren. Das ist so faszinierend wie erhellend, auch eine Gruppensitzung mit auch politischen Themen ist spannender und ergiebiger als 99% der Talkrunden, in gleich welchem Medium.
Keine große Rolle spielt, aber jederzeit erkennbar ist zudem die prekäre Situation des Krankenhausbetriebs und die Belastung des Personals.
„Ein äußerst gelungenes und fesselndes Werk“ Screen International
Credits:
FR 2024, 143 Min., franz. OmU
Regie & Kamera: Nicolas Philibert
Schnitt: Nicolas Philibert, Janusz Baranek
mit: den Patient:innen und den Betreuer:innen der Averroès und Rosa Parks Krankenhauseinheiten im Esquirol Krankenhaus, Charenton-le-Pont, Paris.
Trailer:
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