Chleb i sól

filmPOLSKA – Brot und Salz

Chleb i sól / Brot und Salz

PL 2022
R/B: Damian Kocur
99 min, OmdU
K: Tomasz Woźniczka
S: Alan Zejer
D: Tymoteusz Bies, Jacek Bies u. a.

Der Student Tymoteusz hat mit sei­nem Klavierspiel schon Preise gewon­nen und es ins Fernsehen geschafft. Über den Sommer kehrt er in sei­ne trost­lo­se Heimatstadt zurück, wo seit sei­nem Weggang die Welt ste­hen geblie­ben zu sein scheint. Die alten Kumpels aus dem Block hän­gen immer noch in der Gegend her­um, kif­fen, trin­ken Dosenbier, labern viel, träu­men von Abenteuern in der gro­ßen wei­ten Welt und kom­men aus ihrem Viereck aus Badesee, Skatepark, Spielplatz und Dönerimbiss doch nicht heraus.

Auch Tymoteusz‘ Bruder Jacek gehört zur Clique – eben­falls ein begab­ter Pianist, der aber seit einer miss­glück­ten Bewerbung das Klavier ver­stimmt ein­stau­ben lässt. Statt sich Hoffnungen und Träumen hin­zu­ge­ben, ver­sinkt er resi­gniert im pro­vin­zi­el­len Sumpf aus Langeweile, Perspektivlosigkeit, Homophobie und plum­pem Rassismus. Denn die Wut über das so früh geschei­ter­te Leben der Jugendlichen muss sich irgend­wo ent­la­den – war­um nicht bei die­sen frem­den Typen, die so ver­däch­tig ver­schlos­se­nen einen Döner nach dem ande­ren zubereiten?

Wie eine Granate schlug der for­mal eigen­stän­di­ge, lose an zeit­his­to­ri­sche Ereignisse anknüp­fen­de Debüt-Langfilm in der pol­ni­schen Szene ein. Mit Fingerspitzengefühl, Präzision und sti­lis­ti­schem Selbstbewusstsein, die für einen Newcomer unge­wöhn­lich aus­ge­reift sind, erzählt er schein­bar bei­läu­fig eine semi­do­ku­men­ta­ri­sche Geschichte in der Ästhetik eines frü­hen Andreas Dresden, die – ganz ohne Musik und vir­tu­os im been­gen­den Seitenverhältnis 4:3 geschnit­ten – durch schmerz­haf­te Authentizität besticht. Denn die Laien-Darsteller*innen spie­len sich selbst und ihre eige­nen Geschichten. [Rainer Mende]

Damian Kocur (geb. 1983 in Katowice) stu­dier­te an der Schlesischen Universität Katowice. Als Regisseur ver­öf­fent­lich­te er acht teil­wei­se preis­ge­krön­te kur­ze Spiel- und Dokumentarfilme, bevor er mit „Chleb i sól“ einen Jurypreis beim Filmfestival von Venedig und zahl­rei­che wei­te­re Preise gewann.

wei­te­re Filmpolska Termine:

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