Während in der Hauptstadt der Straßenmatratzen Spätis das Bild der quirligeren Viertel beleben und in anderen Städten Büdchen- und Kioskkulturen plötzliche Engpässe im Kühlschrank verhindern, sind die kleinen Läden in der Fläche selten geworden. Wer nicht mehr in der Lage ist, mit dem SUV zur nächsten Mall zu brettern, hat ein Problem.
Gerade für kleinere Ortschaften und Dörfer ist der Verlust der kleinen Geschäfte mehr als der Verlust von einem oder zwei Arbeitsplätzen, sondern viel mehr: Der Verlust eines Treffpunktes, einem improvisierten Gemeindezentrum, einem Ort, an dem man sich zufällig begegnet, ein bisschen quatscht und das Dorfleben lebendig bleibt.
„Die Menschen, die solche Läden im Norden Deutschlands betreiben stehen im Mittelpunkt von Antje Huberts Dokumentarfilm Alles, was man braucht, Menschen, die ihre festen Jobs aufgegeben haben, um zumindest in Teilzeit einen Dorfladen zu führen, die bewusst aus dem Hamsterrad eines festen Arbeitsverhältnissen ausgestiegen sind, um etwas Neues auszuprobieren.
Und darum geht es in Alles, was man braucht: Um die Frage, was man wirklich braucht, ob man wirklich all das braucht, was man in einem riesigen Supermarkt (als Beispiel für Konsumtempel aller Art) kaufen könnte. Ist es notwendig, zehn verschiedene Sorten Erdbeermarmelade zur Auswahl zu haben? Oder acht verschiedene Waschmittel? Oder die Möglichkeit zu haben, noch am Abend mehr oder weniger frische Brötchen kaufen zu können?
All diese Fragen wirft Antje Hubert auf, ohne ein dogmatisches Plädoyer auf Verzicht abzuliefern. Zwar zeigt sie schöne Aufnahmen vom Leben auf dem Land, von weiten Feldern und einsamen Deichen, doch dass das Leben auf dem Land gewiss nichts für alle ist, dass wird nie angezweifelt. Es ist eine von vielen Möglichkeiten, in der Gegenwart sein Leben zu gestalten.“ Michael Meyns | programmkino.de
Credits:
DE 2021, 98 Min.
Regie : Antje Hubert
Kamera: Henning Brümmer
Montage: Magdolna Rokob
Trailer:
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