SEHNSUCHT IN SANGERHAUSEN

Sehnsucht in Sangerhausen

Ein Film von Julian Radlmaier. Ab 27.11. im fsk.

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Zwei Frauen begeg­nen sich in Sangerhausen: Ursula, eine Kellnerin mit gebro­che­nem Herzen und Neda, eine ira­ni­sche YouTuberin mit gebro­che­nem Arm. An einem Sommerabend ver­liebt sich Ursula in eine geheim­nis­vol­le Musikerin aus der Großstadt, wäh­rend Neda über­zeugt ist, in einer eben­so rät­sel­haf­ten Straßenkehrerin eine alte Freundin aus Teheran wie­der­erkannt zu haben. Die ver­schlun­ge­nen Wege des Zufalls füh­ren die bei­den Frauen zu einer Geisterjagd in den Bergen zusammen…

Wie schon „Selbstkritik eines bür­ger­li­chen Hundes“ und „Blutsauger“ kreist „Sehnsucht in Sangerhausen“ um Klassenverhältnisse und Möglichkeiten oder viel­mehr Unmöglichkeiten eines bes­se­ren Lebens. Auch der neue Film steckt vol­ler Referenzen, ist ver­spielt, im Ansatz post-dra­ma­tisch und for­mal auf der Suche nach Abstraktion. In den auf Super-16-mm gedreh­ten Bildern von Faraz Fesharaki ver­bin­den sich die für Radlmaier typi­schen tableau-arti­gen Rahmungen und büh­nen­haf­ten Arrangements mit wei­chen Kameraschwenks und Zooms, die über ihre Hinweisfunktion hin­aus etwas Zugewandtes aus­strah­len. Der Film wirkt im Unterschied zu den Vorgängern weni­ger selbst­iro­nisch, ernst­haf­ter und kon­kre­ter mit der Gegenwart befasst, und das nicht nur, weil aus den Fernseh- und Radioapparaten Christian Lindner und Friedrich Merz Ressentiments gegen Arbeitsunwillige und Migranten schüren.

Radlmaiers Sangerhausen ist kei­ne Modellwelt, son­dern ein real­exis­tie­ren­der Ort, der zwar anders aus­sieht als im Kino „der Osten“ übli­cher­wei­se aus­sieht – flo­ral, frisch, fast üppig –, aber doch hand­fest bleibt und dabei auch die poli­ti­schen Realitäten benennt. Aus dem Erzählrahmen sind die intel­lek­tu­el­len Klugschwätzer ver­schwun­den, die den Arbeitenden die Welt erklä­ren bezie­hungs­wei­se den Einheimischen ihre Stadt. Die kön­nen sehr gut für sich selbst spre­chen, nicht nur als auto­di­dak­ti­sche Lokalhistorikerin mit Wissen über die deut­sche Romantik, DDR-Bergbau und Orte wie den Kyffhäuser.„
Filmdienst | Esther Buss

Credits:

DE 2025, 90 Min., Deutsch mit eng­li­schen Untertiteln
Regie & Schnitt: Julian Radlmaier
Kamera: Faraz Fesharaki
mit: Clara Schwinning, Maral Keshavarz, Henriette Confurius, Paula Schindler, Ghazal Shojaei, Kyung-Taek Lie, Buksori Lie, u.a.

Trailer:
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