Kommunion

Ein Film von Anna Zamecka.

 [im Kino] [Pres­se­zo­ne]

Die 14-jäh­ri­ge Ola küm­mert sich um ihren jün­ge­ren autis­ti­schen Bruder Nikodem, der bald zum ers­ten Mal die hei­li­ge Kommunion emp­fan­gen soll. Bedingung für Letzteres ist aller­dings, dass er die münd­li­che Prüfung besteht, des­halb lernt Ola mit ihm all das, was ein Katholik über sei­nen Glauben wis­sen soll­te, und malt in den schwär­zes­ten Farben aus, was pas­sie­ren könn­te, wenn er durch­fällt. Mit Hilfe von Bananenscheiben wird schließ­lich auch geübt, wie man die Hostie rich­tig ent­ge­gen nimmt. Daneben küm­mert sich Ola um den Haushalt und dar­um, dass der Vater, den es immer wie­der in die Kneipe zieht, bald wie­der zu Hause ist. Zur Mutter besteht nur tele­fo­nisch Kontakt, bei jedem Gespräch mit ihr ver­sucht Ola sie zu über­re­den, zur Kommunionfeier von Nikodem zu kom­men – mit dem Hintergedanken, dass sich die Familie dabei ja auch wie­der ver­ei­nen und die Mutter dann zurück zu ihnen zie­hen könnte.
Im Direct Cinema-Stil gedreht, beschränkt sich KOMMUNION ganz dar­auf, den Lebensalltag von Ola und Nikodem zu doku­men­tie­ren. Dabei ent­fal­tet sich das wech­sel­vol­le und inten­si­ve Verhältnis zwi­schen den bei­den sich selbst über­las­se­nen Jugendlichen.

Der Realität, die kaum Raum zum Atmen lässt, ein­ge­fan­gen mit beklem­men­der Unmittelbarkeit, set­zen die Teenager all ihre Lebenskraft entgegen.”
Katalogtext Dok Leipzig | Lars Meyer

Ola sitzt auf einer rüt­teln­den Waschmaschine und hält wäh­rend­des­sen die Spüle fest, die neben­an steht und mit­schep­pert. Es macht den Eindruck, als wür­de ihr, wür­de sie nicht mit dem Körper gegen­steu­ern, die Welt um die Ohren flie­gen. Ihr jun­ger, dün­ner Körper wird mit einer ein­zi­gen Einstellung zum Atlas. Sie ist vier­zehn Jahre alt, und auf ihr las­tet ein enor­mer Druck. Anna Zameckas Kommunion zeigt uns, wie Ola den Haushalt schmeißt, die Schulhefte für ihren jün­ge­ren, autis­ti­schen Bruder Nikodem sor­tiert und ihn auf die anste­hen­de Kommunion vor­be­rei­tet, die in der pol­ni­schen Provinz nicht unwe­sent­lich zum Leben gehört. Nur ein­mal sehen wir Ola in einer Art Kinderdisko, in der Jungen und Mädchen auf getrenn­ten Seiten tan­zen. Dort tritt sie auf wie eine Einheizerin. Ihre Bewegungen sind die aus­la­dends­ten, sie ist die Einzige, die in die Musik hin­ein­brüllt, die Kontakt mit der Jungsseite auf­nimmt, indem sie Stinkefinger hin­über­schickt. Mit dem Anschwellen der Musik ermäch­tigt sich Ola über Raum und Menschen. Sie wird zur zen­tra­len, das Geschehen struk­tu­rie­ren­den Figur – und es ist ihr Tanz, es sind ihre aggres­si­ven und zugleich aus­ge­las­se­nen Bewegungskonfigurationen, die das leisten. ”
critic.de – Lucas Stern

Young Eyes Film Award | Dok Leipzig 2016
Bester Dokumentarfilm | Polnischer Filmpreis 2017
Bester Dokumentarfilm | Europäischer Filmpreis 2017

OT: Komunia
Polen 2016, 72 Min., pol­ni­sche OmU
Regie & Buch: Anna Zamecka
Produktion: Anna Wydra, Anna Zamecka, Zuzanna Król, Hanka Kastelicova, Izabela Łopuch
Kamera: Małgorzata Szyłak
Schnitt: Agnieszka Glińska, Anna Zamecka, Wojciech Janas

Ver­leih unter­stützt von:

Trailer zum Film Kommunion from Peripher Filmverleih on Vimeo.