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Am I OK?

Ein Film von Stephanie Allynne & Tig Notaro. In Englisch.

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Lucy und Jane sind seit ihrer Jugend bes­te Freundinnen. Sie leben in Los Angeles, wo Jane in einer Werbeagentur tätig ist und sich Lucy in einem Spa ver­dingt, wäh­rend sie eigent­lich Malerin sein will. Lucy hadert aber vor allem mit ihrer Sexualität. Erst jetzt, im Alter von 32 Jahren, will sie sich ein­ge­ste­hen, dass sie les­bisch ist. Just in dem Moment erhält Jane ein Angebot ihrer Firma, eine Dependance in London auf­zu­bau­en – dort leb­te sie, bis ihre Eltern mit ihr im Teenageralter in die USA kamen. Bevor sie geht, möch­te sie Lucy aber noch hel­fen, zu sich zu fin­den, doch dann kommt es zum schwe­ren Streit zwi­schen bei­den Frauen.

Dass Am I OK? weni­ger eine Coming-out-Geschichte ist als eine über die tie­fe und dadurch nicht unkom­pli­zier­te Freundschaft zwei­er Frauen, ist die eigent­li­che Überraschung die­ses von Lauren Pomerantz geschrie­be­nen Films – und sei­ne gro­ße Stärke. Die Erkenntnis, dass für nicht weni­ge Menschen – ob que­er oder nicht – oft die engen, pla­to­ni­schen Beziehungen im Leben die ein­deu­tig wich­ti­ge­ren (und auch erzäh­le­risch ergie­bi­ge­ren) sind, kommt ja in Film und Fernsehen sonst eher zu kurz.
All das wäre nur halb so sehens­wert, wür­den Johnson und Mizuno (die durch Alex Garlands Ex-Machina bekannt wur­de und seit­her in jedem sei­ner Filme zu sehen war) nicht so ein groß­ar­ti­ges, glaub­wür­di­ges Freundinnenduo abge­ben. Gerade gegen­sätz­lich genug, aber nie bloß plum­pes Klischee. Den rasan­ten, unge­mein poin­tier­ten, jedoch nie unna­tür­lich wir­ken­den Dialogwitz, der längst nicht nur an Notaros Stand-up-Progamme erin­nert, erwe­cken die bei­den mit so viel Authentizität und Frische zum Leben, dass es die reins­te Freude ist. Und die Gefahr, dass die Queerness der Geschichte zum blo­ßen Running Gag ohne Hand und Fuß ver­kommt, besteht bei lau­ter les­bi­schen Frauen, die die krea­ti­ve Verantwortung hin­ter der Kamera tra­gen, zum Glück eben­falls nicht. Langer Rede kur­zer Sinn: Witziger und char­man­ter hat man sich in die­sem Jahr im Kino noch kaum amü­siert.”
Patrick Heidmann | epd Film

Credits:

US 2022, 86 Min., engl., OV
Regie & Schnitt: Stephanie Allynne & Tig Notaro
Kamera: Cristina Dunlap
Schnitt: Kayla Emter · Glen Scantlebury
mit: Dakota Johnson, Sonoya Mizuno, Jermaine Fowler, Kiersey Clemons, Molly Gordon

Trailer:
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Ein kleines Stück vom Kuchen

Ein Film von Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha.
Nach den 20:00 Vorstellung wird noch ein auf­ge­zeich­ne­tes Filmgespräch mit der Hauptdarstellerin und dem Regieduo angeboten.

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Unter den Fachbesucher*innen galt er schnell als Geheimtip, beim rest­li­chen Berlinale-Publikum wur­de er bald zum Liebling – der ira­ni­sche Wettbewerbsbeitrag My Favourite Cake / Ein klei­nes Stück vom Kuchen. Die berüh­ren­de Geschichte von Annäherung und Zuneigung zwei­er ein­sa­mer Menschen ist zugleich eine des Widerstandes gegen die Vorschriften einer Gesellschaft, die Verletzungen ihrer Sitten- und Moralvorstellungen sehr schnell und sehr hart ahn­det.
Seit ihr Mann vor 30 Jahren starb, lebt Mihan allein in ihrem klei­nen Haus mit Garten in Teheran. Bei den regel­mä­ßi­gen Kaffeekränzchen mit Freundinnen wird ger­ne alles bespro­chen, so wird neben den Berichten von (natür­lich ver­bo­te­nen) amou­rö­sen Abenteuern ger­ne auch mal die DVD der letz­ten Darmspiegelung her­um­ge­reicht. Dabei bekommt sie immer wie­der zu hören, sie sol­le sich doch auch einen neu­en Begleiter suchen – schließ­lich sei sie ja mit ihren 70 Jahren noch fit und attrak­tiv. Schließlich fasst sich Mahin in Herz und geht auf die Suche. Als ihr der eben­falls ver­wit­we­te Taxifahrer Faramarz begeg­net und gefällt, ergreift sie selbst­be­wusst die Initiative und lädt ihn zu sich ein. Die bei­den kom­men ver­ste­hen sich, ver­ab­re­den sich, es gibt Wein, Tanz und natür­lich selbst­ge­ba­cke­nen Kuchen. Aber vor­sich­tig müs­sen sie sein, denn schon erkun­digt sich die Nachbarin nach den unbe­kann­ten Stimmen im Haus.
Weil sie die Menschen rea­li­täts­nah so zei­gen, wie sie sind und was sie tun, und damit Grenzen des Erlaubten ver­let­zen, durf­ten Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha (Ballade von der wei­ßen Kuh, 2021 eben­falls im Berlinale Wettbewerb) nicht nach Berlin rei­sen. So trägt Mihan im Haus kei­nen Hijab und trinkt Wein. Es sei aber an der Zeit, die­se stan­dar­di­sier­ten Vorgaben im ira­ni­schen Kino zu durch­bre­chen, so erklär­te Darstellerin Lily Farhadpour, die als Menschenrechts-Aktivistin bereits Gefängniserfahrung hat, bei der Pressekonferenz. Diese zärt­li­che und (gele­gent­lich schwarz-) humo­ri­ge Liebesgeschichte zeigt schon­mal, wie es geht.

Credits:

Keyke mah­boo­be man / My favou­ri­te cake
IR/FR/SE/DE 2024, 97 Min., far­si OmU
Regie: Maryam Moghaddam, Behtash Sanaeeha
Kamera: Mohammad Haddadi
Schnitt: Ata Mehrad, Behtash Sanaeeha, Ricardo Saraiva
mit: Lily Farhadpour, Esmail Mehrabi, 

Trailer:
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Exile never ends

Ein Film von Bahar Bektaş. 

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Bahars Bruder Taner sitzt in Deutschland im Gefängnis und steht kurz vor der Abschiebung in die Türkei. Bahar nutzt die Zeit des Wartens, um die Kamera auf ihre Familienangehörigen zu rich­ten. In ruhi­gen und ein­fühl­sa­men Bildern erkun­det sie die emo­tio­na­len und geo­gra­fi­schen Welten der Familie von Entwurzelung und Neubeginn zwi­schen Deutschland und der Türkei.
In Gesprächen mit ihren Eltern sowie ihren bei­den ande­ren Brüdern begibt sie sich auf eine schmerz­haf­te Reise in die Vergangenheit. Politische Verfolgung der ale­vi­tisch-kur­di­schen Familie in der Türkei, die Flucht nach Europa 1989, ras­sis­ti­sche Übergriffe, Depressionen und Überforderung der Eltern – all das traf die Kinder, die damit unter­schied­lich umge­hen. Die Ungewissheit über Taners Schicksal in der Türkei ist nur ein Spiegel ihrer Lebenserfahrung als Familie im Exil. Die Verzerrung von Vergangenheit und Gegenwart sowie unter­schied­li­cher Geografien kon­fron­tiert die Zuschauenden mit einer der Eigenschaften des Exils, näm­lich dem Verlust der Orientierung in Zeit und Raum.
Ausgezeichnet mit dem FFF-Förderpreis Dokumentarfilm bei Dokfilm München: „Es ist sel­ten, dass ein Dokumentarfilm die gan­ze Kom­plexität abbil­det, die das Exil mit sich bringt. Exile never ends ist eine bemer­kenswerte Ausnahme, denn der Film erforscht zwei Arten von Exil: das einer kur­di­schen Familie, die vor Verfolgung aus der Türkei nach Deutschland floh, und das der bei­den Söhne, die ihre Beziehung zu dem Land, in dem sie aufge­wachsen sind, in Frage stel­len. Der Film themati­siert Generationenkonflikte und die Herausforderungen von Integration – ohne dabei eine eige­ne Agenda zu ver­fol­gen. Bahar Bektaş erzählt die­se viel­schich­ti­ge, inti­me Geschichte, zeich­net ein­fühl­sam die kom­ple­xen Ge­fühlslagen ihrer Familienmitglieder nach und taucht auf ganz eige­ne Wei­se in die emo­tio­na­len und geo­gra­phi­schen Räume von Vertreibung und Neuanfang ein. Die Jury ent­schied sich ein­stim­mig für den Film und wür­digt die Sensibilität und Beobachtungsgabe einer sehr talen­tier­ten Regisseurin.“

Credits:

DE 2024, 100 Min., Deutsch, Türkisch mit deut­schen Untertiteln
Regie: Bahar Bektaş
Kamera: Antonia Kilian und Meret Madörin
Schnitt: Arash Asadi

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Exile never ends | offi­zi­el­ler deut­scher Trailer
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Ivo

Ivo

Ein Film von Eva Trobisch. 

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Ivo arbei­tet als ambu­lan­te Palliativpflegerin. Täglich fährt sie zu Familien, Eheleuten und Alleinstehenden. In klei­ne Wohnungen und in gro­ße Häuser. In immer ver­schie­de­nes Leben und Sterben. In immer ver­schie­de­nen Umgang mit der Zeit, die bleibt. Zu Hause hat sich ihre puber­tie­ren­de Tochter längst selbst­stän­dig gemacht. Von früh bis spät ist Ivo in ihrem alten Skoda unter­wegs, den sie zu ihrem per­sön­li­chen Lebensraum gemacht hat. Hier nimmt sie ihre Mahlzeiten zu sich, arbei­tet, singt, flucht und träumt sie. Eine ihrer Patientinnen, Solveigh, ist zu einer engen Freundin gewor­den. Auch zu Solveighs Mann Franz hat Ivo eine Beziehung geknüpft. Tag für Tag arbei­ten sie bei der Pflege von Solveigh zusam­men. Und sie schla­fen mit­ein­an­der. Solveighs Kräfte schwin­den, bald ist sie bei den ein­fachs­ten Verrichtungen auf Unterstützung ange­wie­sen. Die letz­te Entscheidung will sie allei­ne tref­fen. Ivo soll ihr beim Sterben hel­fen.
„Trobisch spinnt die fik­ti­ve, nah am Halbdokumentarischen erzähl­te Geschichte, in der Schauspieler:innen und ech­tes Fachpersonal auf orga­ni­sche Weise inter­agie­ren, mit eher locke­rem Faden. Vieles bleibt ange­deu­tet, nichts drängt nach dra­ma­tur­gi­scher Zuspitzung. Auch die Affäre mit Franz muss nicht ver­kom­pli­ziert wer­den. Sie wird viel­mehr als eine selbst­ver­ständ­li­che und für bei­de stär­ken­de Verbindung gezeigt, die in einem ganz bestimm­ten Zeitfenster exis­tiert, in dem das Sterben der Freundin und Ehefrau immer auch mit anwe­send ist.
Ivo ist ein groß­zü­gi­ger und offe­ner Film. Er besteht nicht auf Antworten und Thesen, son­dern stellt viel­mehr unter­schied­li­che Beobachtungen, Fragen und Empfindungen, die mit dem Sterben zu tun haben, neben­ein­an­der: Pragmatismus und inne­rer Aufruhr, das Banale und das Erschütternde, Bewegung und Stillstand. Anders als Jessica Krummacher in Zum Tod mei­ner Mutter (2022) sucht Eva Trobisch nicht nach Abstraktion und Reduktion, son­dern nach Fülle und Gleichzeitigkeit. Gleichwohl ist ihr Realismus nicht auf das blo­ße Abbilden äuße­rer Handlungen beschränkt, son­dern impres­sio­nis­tisch auf­ge­bro­chen und von Ivos Empfindungen und Blicken durch­drun­gen. Die mit einem 16mm-Objektiv auf­ge­nom­me­nen Bilder sind licht­durch­flu­tet und hap­tisch; von den kör­per­li­chen Verfallsprozessen wir­ken sie gänz­lich unbe­rührt. Das Wissen um die Endlichkeit von Leben wirkt wie ein Wahrnehmungsverstärker.“ Esther Buss | Filmdienst

Credits:

DE 2024, 104 Min., deut­sche OmeU
Regie: Eva Trobisch
Kamera: Adrian Campean
Schnitt: Laura Lauzemis
mit Minna Wündrich, Pia Hierzegger, Lukas Turtur

Trailer:
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Auf trockenen Gräsern

Ein Film von Nuri Bilge Ceylan.

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Durch die ver­schnei­te Landschaft stapft der Kunstlehrer Samet zu dem Dorf, in dem er nach Ende der Ferien wie­der unter­rich­ten muss. Es ist eine ein­sa­me Gegend irgend­wo in Anatolien, die unter der Winterdecke ruht. Was in den ers­ten Bildern noch Frieden aus­strahlt, wird im Lauf des Films zuneh­mend beklem­mend wir­ken, wie auch Samets Beziehungen zu den ande­ren Menschen an der Schule und im Dorf dop­pel­bö­dig und kom­pli­ziert wer­den. Und natür­lich weiß jeder, dass er vor­hat, sich nach Istanbul ver­set­zen zu las­sen, sobald die Pflichtzeit am Ende der Welt zu Beginn sei­ner Lehrtätigkeit erfüllt ist. Samet hält sich für einen guten und tole­ran­ten Pädagogen, aber als ihm unan­ge­mes­se­nes Verhalten gegen­über zwei Schülerinnen vor­ge­wor­fen wird und der Druck steigt, kommt lang­sam ein ande­rer Charakter zum Vorschein. Komplex, in sich ver­strickt und ein­ge­schlos­sen, ande­re nur unscharf wahr­neh­mend. Eine Person, deren Verfassung typisch ist für Ceylans männ­li­che Hauptfiguren und die in ihrer Unansehnlichkeit den Ausgangspunkt für ein dich­tes Netz von Berührungspunkten und Beziehungen zwi­schen allen Personen bil­det. Wie bereits in sei­nen vor­an­ge­gan­ge­nen Werken ent­wirft Nuri Bilge Ceylan auch in Auf tro­cke­nen Gräsern anhand von indi­vi­du­el­len Lebensgeschichten und ihren Verzahnungen ein Panorama der tür­ki­schen Gesellschaft in ihren unter­schied­li­chen Facetten. Daneben exis­tiert die archa­isch wir­ken­de Landschaft und spielt eine wei­te­re Hauptrolle.

Auf tro­cke­nen Gräsern lief 2023 im Wettbewerb von Cannes und Merve Dizdar gewann den Preis als bes­te Darstellerin.

In der Türkei ste­hen sich stän­dig Dualismen gegen­über, wie Gut gegen Böse und Individualismus gegen Kollektivismus. Mein Kunstlehrer glaubt, dass er dem Ende sei­nes Pflichtdienstes in einem abge­le­ge­nen Bezirk in Ostanatolien nahe ist. Er trös­tet sich seit Jahren mit der Hoffnung auf eine Versetzung nach Istanbul. Darin liegt ein span­nen­der Unterschied zwi­schen der Rolle des Gastgebers und des Gastes. Interessiert hat uns auch die men­ta­le Auswirkung von Gefühlen der Entfremdung, der Entfernung von städ­ti­schem Leben und einem Dasein am Rande. Mit wel­chen Problemen sehen sich die Bewohner die­ser länd­li­chen Region kon­fron­tiert – wie prägt sie die Dynamik der geo­gra­fi­schen, eth­ni­schen oder sozia­len Strukturen, in denen sie leben? Auch wenn die Möglichkeit Liebe zu fin­den gege­ben ist, wer­den ver­küm­mern­de Seelen unauf­hör­lich tie­fer in die Isolation getrie­ben durch Vorurteile, das Errichten von Mauern, ver­gan­ge­ne poli­ti­sche Traumata und den unstill­ba­ren Drang, jene, die einem nahe­ste­hen, für eige­ne Fehler büßen zu las­sen. In Regionen, wo Verzweiflung in jedem Gesicht, Erschöpfung in jedem Schritt und Bitterkeit in der Stimme spür­bar ist, wer­den die Spuren des „Schicksals“ beson­ders deut­lich.” Nuri Bilge Ceylan

Credits:

TK/FR 2023, 197 Min., türk. OmU
Regie: Nuri Bilge Ceylan
Kamera: Cevahİr Şahİn, Kürşat Üresİn
Schnitt: Oğuz Atabaş, Nuri Bilge Ceylan
Kamera: Cevahİr Şahİn, Nuri Bilge Ceylan
mit: Deniz Celiloğlu, Merve Dizdar, Musab Ekici

Trailer:
Auf tro­cke­nen Gräsern, Trailer OmdU
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Perfect Days

Perfect Days

Ein Film von Wim Wenders.

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Es sieht aus, als sei für Hirayama jeder Tag ein per­fek­ter, mit sei­ner ger­ne und sorg­fäl­tig aus­ge­führ­ten Arbeit, den all­täg­li­chen Ritualen, dem Fotografieren, dem wöchent­li­chen Bad im Sentō, Lesen vorm Einschlafen, und der Musik beim Fahren. Eines Tages besucht ihn uner­war­tet sei­ne Nichte, er lässt sich dadurch aber nur kurz aus sei­ner Ruhe brin­gen.
Im Gegensatz zu sei­nen letz­ten monu­men­ta­len doku­men­ta­ri­schen Werken kommt der in nur 17 Tagen gedreh­te „Perfect Days“ gelas­sen und ein­fach erzählt daher, und erin­nert dabei posi­tiv an Wenders’ frü­he Filme. Hinter aller dra­ma­tur­gi­schen Bescheidenheit lau­ern jedoch klei­ne spek­ta­ku­lä­re Entdeckungen. Die in Tokio ver­teil­ten, von nam­haf­ten Architekten ent­wor­fe­nen, neu errich­te­ten öffent­li­chen Toilettenhäuschen rufen ein ums ande­re Mal erstaun­tes Entzücken her­vor. Sie waren der eigent­li­che Ausgangspunkt für den Film. Der inter­na­tio­nal bekann­te, in Japan berühm­te Darsteller Koji Yakusho geht so sehr in sei­ne Rolle hin­ein, dass man glau­ben kann, einen Dokumentarfilm über Toilettenreiniger mit ihm als por­trä­tier­te Hauptfigur zu schau­en. In sei­nem zum Putzmobil umge­bau­ten Kleintransporter hört Hirayamas rich­ti­ge Audio-Kassetten, jeden Tag eine ande­re, und besucht Läden, wo sie an- und ver­kauft wer­den. In sei­ner Stammbar singt die Besitzerin sehr melan­cho­lisch eine japa­ni­sche Version von „House of the Rising Sun“, wie die Melancholie über­haupt den gan­zen Film durch­zieht und bei allen zärt­li­chen und leben­di­gen Momenten mit den wun­der­ba­ren Aufnahmen an sein Vorbild Ozu den­ken lässt.
„Was für eine schö­ne Überraschung! Wim Wenders’ jüngs­ter Film, eine japa­ni­sche Produktion, hat eine uner­war­te­te Frische und Schönheit. … Wenders hat mit die­sem Film zu einer Simplizität gefun­den, zu einer poe­ti­schen Einfachheit, die man in sei­nem beein­dru­cken­den Gesamtwerk bis­wei­len schmerz­lich ver­misst hat. Der Film ist sicht­lich eine Hommage an die japa­ni­sche Kultur, aber auch an jenes klas­si­sche japa­ni­sche Kino, das sehr ein­fach von Menschen zu erzäh­len wuss­te.“
Sennhausers Filmblog

Credits:

JP 2023, 124 Min., japan. OmU
Regie: Wim Wenders
Kamera: Franz Lustig
Schnitt: Toni Froschhammer
mit: Koji Yakusho, Tokio Emoto, Arisa Nakano, Aoi Yamada, Yumi Aso, Sayuri Ishikawa, Tomokazu Miura as Tomoyama

Trailer:
PERFECT DAYS | TRAILER (OmdU)
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