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Sorry Baby

Sorry, Baby

Ein Film von Eva Victor. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Agnes und Lydie sind seit Studienzeiten eng befreun­det. Während Lydie nach New York zog, besetzt Agnes eine Stelle als Literaturprofessorin an ihrer alten Uni in New England. Trotz des beruf­li­chen Erfolgs scheint ihr Leben im Kontrast zu Lydies still­zu­ste­hen. Nicht nur Wohnort und Beziehungsstatus sind unver­än­dert, sie lebt auch immer noch im glei­chen Häuschen, das sie sich jetzt aber statt mit Lydie mit Katze Olga teilt. Zwischen den leicht­fü­ßig necken­den Gesprächen der bei­den las­sen Lydies Fürsorglichkeit und Agnes’ Unsicherheit erah­nen, dass Agnes nicht ein­fach faul unter der Sofadecke, son­dern unter einem schwe­re­ren Gewicht feststeckt.

In fünf nicht chro­no­lo­gi­schen Kapiteln erzählt Autorin, Filmemacherin und Hauptdarstellerin Eva Victor von einem sexu­el­len Übergriff und den Anstrengungen, die es kos­tet, aus einer trau­ma­ti­schen Schockstarre zurück­zu­fin­den. Feinfühlig insze­niert sie den müh­sa­men, lang­jäh­ri­gen Prozess und die oft über­ra­schen­den Momente von Besserung als Indie-„Traumedy”. Da ent­puppt sich, wäh­rend einer Panikattacke auf einem Restaurantparkplatz, ein schrof­fer Typ als uner­war­tet empa­thi­scher Zuhörer und ein Besuch bei Gericht wird zur Schlüsselszene der Selbstannahme. Warm, wit­zig und tröst­lich ist die Freundschaft zu Lydie, zen­tral für Agnes, um Raum für Heilung zu fin­den. Ein Raum, der ihr Intimität ermög­licht, die sie sonst kaum mehr spürt – außer, wenn sie Katze Olga mit Liebkosungen überschüttet.

Eva Victor balan­ciert als Agnes die Komik des Unbehagens in ihrem Spielfilmdebüt gekonnt aus. Um Bezüge zu Phoebe Waller-Bridges FLEABAG oder Greta Gerwig kommt man im bes­ten Sinne nicht her­um. Auch wenn eini­ge Nebencharaktere zweck­erfül­lend daher­kom­men – ein beson­ders empa­thie­lo­ser Arzt, eine ehr­geiz­zer­fres­se­ne Kollegin – ist SORRY, BABY ein elo­quen­tes und berüh­ren­des Porträt einer Freundschaft und einer Heilung.

Clarissa Lempp | indiekino

Credits:

US 2025, 103 Min., engl. OmU
Regie: Eva Victor
Kamera: Mia Cioffi Henry
Schnitt: Randi Atkins, Alex O’Flinn
mit: Eva Victor, Naomi Ackie, Louis Cancelmi, Kelly McCormack, Lucas Hedges, John Carroll Lynch

Trailer:
SORRY, BABY | Official Trailer (EN/de)
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Paternal Leave

Ein Film von Alissa Jung. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Die 15-jäh­ri­ge Leo sucht nach ihrem ihr unbe­kann­ten Vater und erkennt ihn schließ­lich als Surflehrer in Italien auf einem you­tube-Video. Kurzerhand macht sie sich auf den Weg von Berlin an die Küste des win­ter­li­chen Norden Italiens. Der klei­ne Badeort, in dem Paolo lebt und arbei­tet, scheint völ­lig ver­las­sen. Als Leo ihrem Vater dort schließ­lich fin­det, ist er völ­lig über­for­dert, schickt sie aber nicht gleich fort.
„Schauspielerin und Kinderärztin Alissa Jung prä­sen­tiert mit Paternal Leave … ihr Langfilmdebüt als Regisseurin. In der deutsch-ita­lie­ni­schen Koproduktion, in der ihr Ehemann Luca Marinelli die männ­li­che Hauptrolle spielt, wid­met sich Jung auf fein­füh­li­ge, aber kitsch­freie Art einer gera­de erst begin­nen­den Vater-Tochter-Beziehung. Leo und Paolo legt sie als unkon­ven­tio­nel­le, kom­ple­xe Charaktere an, die Fehler machen dür­fen: Auf kur­ze Momente der Annäherung folgt schnell die nächs­te Enttäuschung. Selbstbewusst kon­fron­tiert Leo ihren Vater mit sei­nen Versäumnissen und sei­nem feh­len­den Verantwortungsgefühl. Auf sei­ne fau­len Ausreden hat Leo immer die pas­sen­de Antwort und hält ihm kon­se­quent den Spiegel vor. In den tris­ten Nebensaisonaufnahmen des im Sommer sehr beleb­ten, kin­der­freund­li­chen Ortes spie­gelt sich Leos Traurigkeit, wäh­rend Paolos lie­be­vol­ler Umgang mit sei­ner jün­ge­ren Tochter Emilia Leo schmerz­lich vor Augen führt, was Paolo ihr vor­ent­hal­ten hat. Die … Tragikomödie über­zeugt mit dem rele­van­ten Thema abwe­sen­der Väter – und vor allem mit ihrer coo­len und schlag­fer­ti­gen jun­gen Heldin, die sich erwach­se­ner und reflek­tier­ter ver­hält als ihr Vater.“ Stefanie Borowsky | indiekino

Credits:

DE/IT 2025, 113 Min., dt.,engl. ital. OmU
Regie & Schnitt: Alissa Jung
Kamera:
Carolina Steinbrecher
Schnitt: Heike Parplies, David Maria Vogel
mit: TJuli Grabenhenrich, Luca Marinelli, Arturo Gabbriellini, Joy Falletti Cardillo, Gaia Rinaldi

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Trailer:
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Zweitland

Ein Film von Michael Kofler. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Südtirol ken­nen die meis­ten als gro­ßes und traum­haf­tes Skigebiet, und manch­mal wun­dert sich auch jemand, dass neben Italienisch Deutsch, oder sogar noch eine völ­lig unbe­kann­te Sprache gespro­chen wird. Das Gebiet hat eine beweg­te Geschichte, und eines der letz­ten hier­zu­lan­de wenig bekann­ten, span­nungs­rei­chen Kapitel beleuch­tet der selbst aus Südtirol stam­men­de Michael Kofler in sei­nem Spielfilmdebüt Zweitland auf erhel­lend-inten­si­ve Weise.
Die Handlung setzt 1961 ein. Der jun­ge Bauernsohn Paul will der Perspektivlosigkeit sei­nes Dorfes ent­kom­men und Malerei stu­die­ren, sein älte­rer Bruder Anton schließt sich dem kom­pro­miss­lo­sen Kampf der Separatisten an. Er flieht und lässt Hof und Familie zurück, nach­dem er als einer der Attentäter ent­tarnt wird. Widerwillig ver­schiebt Paul sei­ne eige­nen Pläne, um Antons Frau Anna und ihren klei­nen Sohn zu unter­stüt­zen. Während die Lage eska­liert und die ita­lie­ni­sche Polizei hart durch­greift, beginnt Anna sich zuneh­mend gegen die patri­ar­cha­len Strukturen ihres Umfelds zu weh­ren. Paul hin­ge­gen muss sich ent­schei­den – zwi­schen fami­liä­rer Loyalität und per­sön­li­cher Selbstverwirklichung.
Hintergrund: Eine Reihe von Bombenanschlägen erschüt­tert die Provinz Anfang der 1960-er Jahre. Die von der faschis­ti­schen Mussolini-Regierung vor­an­ge­trie­be­ne Italienisierung der ehe­mals öster­rei­chi­schen Provinz wur­de auch nach dem Krieg fort­ge­führt. Aufgrund die­ser poli­ti­schen und öko­no­mi­schen Marginalisierung der deutsch- und ladi­nisch spre­chen­den Gruppe grün­de­te sich der zuneh­mend deutsch­na­tio­nal gesinn­te „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS), der mit Gewalt die Trennung von Italien durch­set­zen woll­te. Die Meinung zu den Separatisten teil­te Gesellschaft Südtirols, griff auch zer­stö­re­risch im Leben gan­zer Familien ein.

Gewalt erzeugt neue Gewalt, eine gefähr­li­che Spirale, die nur schwer auf­zu­hal­ten ist – das betont Kofler mit den letz­ten, nie­der­schmet­tern­den Bildern unmiss­ver­ständ­lich.“ Christopher Diekhaus | programmkino.de

Credits:

DE/IT/AT 2025, 112 Min.,
Regie & Schnitt: Michael Kofler
Kamera:
Felix Wiedemann
Schnitt: Florian Miosge
mit: Thomas Prenn, Aenne Schwarz, Laurence Rupp, Francesco Acquaroli

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Trailer:
Zweitland | Trailer Deutsch HD | Ab 04.12. im Kino
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Sentimental Value

Ein Film von Joachim Trier. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Nora ist fas­sungs­los, als ihr Vater Gustav bei der Beerdigung ihrer Mutter auf­taucht, schließ­lich hat er sei­ne Familie vor vie­len Jahren ver­las­sen. Immer schon war dem einst gefei­er­ten Filmregisseur sei­ne Arbeit wich­ti­ger als sei­ne Töchter gewe­sen, was Nora ihm nicht ver­zei­hen kann. Jetzt kommt er mit einem Script, in dem er ihr, einer Theaterschauspielerin mit zu gro­ßem Lampenfieber, die Rolle sei­ner Mutter auf den Leib geschrie­ben hat. Nora lehnt das offen­sicht­li­che Versöhnungsangebot ent­schie­den ab. Gustav enga­giert dar­auf­hin statt­des­sen den Hollywoodstar Rachel, und beginnt, den Film auf dem alten Familienwohnsitz, wo Nora und ihre Schwester Agnes auf­wuch­sen, mit dem Dreharbeiten – kaum ver­wun­der­lich, dass alte Dynamiken wie­der ins Rollen gera­ten.
„Ich glau­be, wir woll­ten etwas über Versöhnung, Familie und Zeit machen“, erklär­te Trier auf der Pressekonferenz in Cannes. „Wir befin­den uns jetzt mit­ten im Leben und haben einen grö­ße­ren Überblick über die Lebensspanne eines Menschen. Wir erken­nen, dass hin­ter jedem kom­pli­zier­ten Elternteil oft ein ver­letz­tes Kind steckt. Und wir haben erkannt, dass Gustav Borg, auch wenn er ein kom­pli­zier­ter Vater ist, als Künstler über zwei Ausdrucksweisen ver­fügt. Wir woll­ten über die Verletzlichkeit der Kommunikation spre­chen, über die Unfähigkeit, in einer Familie zu kom­mu­ni­zie­ren, und dar­über, ob Kunst dabei eine Rolle spie­len kann.“
„Gleich zu Beginn von Sentimental Value wird ein Zuhause nicht über sei­ne Architektur beschrie­ben, son­dern über die Erinnerung. Eine Stimme erin­nert sich an Wände, die einst warm waren, vol­ler Leben – erfüllt von Stimmen, Licht, Streit, Freude. Jetzt ist die Luft still. Die Stimmen sind ver­schwun­den. Und das Haus, einst fast eine Figur für sich, trägt nur noch Echos in sich. In die­sen stil­len Überresten der Vergangenheit legt Joachim Trier den emo­tio­na­len Grundstein für sei­nen bis­her reifs­ten und zärt­lichs­ten Film.“ Mia Pflüger | kino-zeit

Credits:

Affeksjonsverdi
DK/DE/FR/NO 2025, 132 Min., Norwegisch mit deut­schen Untertiteln
Regie: Joachim Trier
Kamera: Kasper Tuxen
Schnitt: Olivier Bugge Coutté
mit: Renate Reinsve, Stellan Skarsgård, Elle Fanning, Inga Ibsdotter Lilleaas

Trailer:
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SEHNSUCHT IN SANGERHAUSEN

Sehnsucht in Sangerhausen

Ein Film von Julian Radlmaier. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Ein Ort im Harz im Wechsel der Zeiten: Sensibel und manch­mal absurd zuge­spitzt bringt Julian Radlmaier (Blutsauger, Selbstkritik eines bür­ger­li­chen Hundes) in sei­nem neu­en Film Menschen zusam­men, die in der öffent­li­chen Debatte oft gegen­ein­an­der aus­ge­spielt wer­den.
Ursula lebt in Sangerhausen von zwei Jobs im Niedriglohnsektor. Die Iranerin Neda war­tet auf und kämpft um einen dau­er­haf­ten Aufenthaltssta­tus. Als ers­te aber ler­nen wir Lotte ken­nen, die vor 230 Jahren als Dienstmagd u.a. den Nachttopf von Novalis lee­ren muss­te. Allen drei Frauen ist ihr Status als Verliererinnen in die­ser Gesellschaft bewusst. Jede sucht sich ihren Ausweg auf ihre Weise. Lotte will nach Frankreich, als sie von der dor­ti­gen Revolution hört, Ursula ver­liebt sich hoff­nungs­los in eine Künstlerin aus der Stadt, die einer ande­ren Klasse ange­hört, und Neda ver­sucht, sich als Influencerin mit Tipps über bil­li­ge Urlaubsziele über Wasser zu hal­ten, was sie nach Sangerhausen führt. Zusammen mit Sung-Nam, einem älte­ren Mann korea­ni­scher Herkunft, und des­sen Wahlenkel Buk gera­ten Ursula und Neda auf Geisterjagd in die nahe Barbarossa-Höhle, in der Lotte einst ver­schwand.
“… kann roman­ti­sche Sehnsucht einen Ausweg aus dem tris­ten Alltag bie­ten? In sei­ner Komödie ver­bin­det Radlmaier sehr lako­nisch sei­ne stets gegen­wär­ti­ge Kapitalismuskritik mit Ikonen der deut­schen Romantik: der Blauen Blume des Dichters Novalis (Friedrich von Hardenberg) sowie dem Kyffhäuser mit sei­ner Barbarossa-Legende. Der Geist, der den Protagonistinnen Ursula und Neda statt­des­sen erscheint, hat aller­dings einen eher prag­ma­ti­schen Ratschlag parat: „Hört auf zu jam­mern!“
(Lars Penning | Viennale)

Credits:

DE 2025, 90 Min., Deutsch mit eng­li­schen Untertiteln
Regie & Schnitt: Julian Radlmaier
Kamera: Faraz Fesharaki
mit: Clara Schwinning, Maral Keshavarz, Henriette Confurius, Paula Schindler, Ghazal Shojaei, Kyung-Taek Lie, Buksori Lie, u.a.

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Afrikamera

Afrikamera 2025

Zum drit­ten Mal bei uns zu Gast ist ab 13.11. das Afrikamera-Festival, dies­mal mit vier aus­ge­such­ten Filmen. My Father’s Shadow [13.11. Tickets], der ers­te nige­ria­ni­sche Film, der jemals in der offi­zi­el­len Auswahl von Cannes gezeigt wur­de, ist eine semi-auto­bio­gra­fi­sche, impres­sio­nis­ti­sche Erinnerung an eine prä­gen­de Erfahrung und eine Zeit in Lagos. Ebenfalls dort kämpft Jawu in The Legend of the Vagabond Queen of Lagos [14.11. mit Q&A Tickets] für die Rettung der Gemeinschaft in den soge­nann­ten Waterfront-Communities. In ihrer Emanzipationsgeschichte Les Invertueuses [15.11., mit Q&A Tickets] kon­fron­tiert Regisseurin Aicha Chloé Boro die Teenagerin Nadie vor dem Hintergrund des Vormarsches der Dschihadisten in Burkina Faso mit den Normen einer kon­ser­va­ti­ven Gesellschaft. Der Krieg im Sudan erfor­der­te eine neue Form für den Dokumentarfilm über fünf Bewohner der titel­ge­ben­den Stadt Khartoum [16.11. Tickets]. “… ein lyri­sches, emo­tio­na­les Porträt ver­schie­de­ner Menschen aus Khartum in einem Schlüsselmoment der afri­ka­ni­schen Geschichte.” Berlinale

Stiller

Ein Film von Stefan Haupt. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Wer in der Schulzeit „Homo Faber“ von Max Frisch lesen musste/durfte, hat­te viel­leicht Lust bekom­men mehr von ihm zu lesen. Mir jeden­falls ging es so und auch jetzt noch neh­me ich mir regel­mä­ßig vor, „Stiller“ oder wahl­wei­se „Mein Name sei Gantenbein“ noch ein­mal zu lesen. Aber auch ohne das Buch zu ken­nen, oder gera­de des­halb, sei der Film sehr span­nend, konn­te ich ver­neh­men.
Bei einer Zugreise durch die Schweiz wird der US-Amerikaner James Larkin White an der Grenze fest­ge­nom­men. Der Vorwurf: Er sei der vor sie­ben Jahren ver­schwun­de­ne Bildhauer Anatol Stiller, der wegen sei­ner Verwicklung in eine dubio­se poli­ti­sche Affäre gesucht wird. White bestrei­tet sei­ne Schuld und beharrt dar­auf, nicht Stiller zu sein. Um ihn zu über­füh­ren, bit­tet die Staatsanwaltschaft Stillers Frau Julika um Hilfe. Aber auch sie ver­mag ihn nicht ein­deu­tig zu iden­ti­fi­zie­ren, in Erinnerungen wird aber mehr und mehr die Beziehung des Ehepaars offen­ge­legt. Der Staatsanwalt hat eben­falls eine über­ra­schen­de Verbindung zu dem Verschwundenen.  
Dass sich die Plakate von  STILLER und FRANZ K., der eine Woche vor­her star­tet,  ähneln, ist kaum ein Zufall, geht es doch bei bei­den Titelhelden auch um das Abhandenkommen von sich und der Welt. „Stiller” han­delt an der Oberfläche von Selbst-und Fremdwahrnehmung, also um Identität, doch dar­un­ter liegt auch eine Auseinandersetzung mit der Nachkriegszeit und der Anfangsphase des kal­ten Krieges und wie alles zusam­men­hän­gen könn­te. Wer will, kann also durch­aus Parallelen zur heu­ti­gen Zeit erken­nen.

„Stefan Haupt hat die Geschichte um Stiller und White erst­mals für das Kino insze­niert und kon­zen­triert sich dabei nur auf den ers­ten Teil des Buches. Wer den Roman kennt und Bedenken hat(te): Das funk­tio­niert tat­säch­lich erstaun­lich gut. Was im Roman über das Schreiben, das Erzählen, die Worte ver­mit­telt ist – Stiller soll im Gefängnis sei­ne Erinnerungen und Gedanken nie­der­schrei­ben, um die Ermittlungen in einem Mordfall vor­an­zu­trei­ben – pas­siert auf der Leinwand über die audio­vi­su­el­le Inszenierung und eben viel weni­ger über die Sprache“ Verena Schmöller | kino-zeit

Credits:

CH DE 2025, 99 Min., Deutschmit eng­li­schen Untertiteln
Regie: Stefan Haupt
Kamera: Michael Hammon
Schnitt: Franziska Koeppel
mit: Paula Beer, Albrecht Schuch, Marie Leuenberger, Sven Schelker, Max Simonischek

 Audiodeskriptionen, Untertitel und Hörverstärkung mit der Greta App

Trailer:
STILLER | Trailer | Ab 30. Oktober im Kino!
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Sorda – Der Klang der Welt

Ein Film von Eva Libertad. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Sorda ist das spa­ni­sche Wort für taub. Ein ganz nor­ma­les Paar, Ángela und Héctor, wünscht sich nach län­ge­rer Partnerschaft ein ganz nor­ma­les Kind. Ángela ist fast gehör­los und was an sich schon eine unge­mei­ne Herausforderung für ein Paar wer­den kann, bringt die bei­den an die Grenzen, die zwi­schen bei­der Welten ver­lau­fen. Genauso, wie sich Héctor auf einer Party sei­ner Frau und ihrem gehör­lo­sen Freundeskreis als Randfigur wahr­nimmt, wird Ángela noch bewuss­ter, wie iso­liert sich ein Leben mit ihrem Handicap anfüh­len kann. Und zu wel­cher Gesellschaft wird das erwar­te­te Kind gehö­ren, das viel­leicht auch gehör­los sein wird? Die Intimität und Feinsinnigkeit des Films sind sicher auch der Tatsache geschul­det, dass die gehör­lo­se Hauptdarstellerin Miriam Garlo und die Regisseurin Eva Libertad Schwestern sind.

Was heißt es, als gehör­lo­se Frau in einer hören­den Mehrheitsgesellschaft Mutter zu sein? Diese Frage stellt sich Protagonistin Ángela in Eva Libertads Sorda, als sie und ihr hören­der Partner Hector gemein­sam ein Kind erwar­ten. Inspiriert von Gesprächen mit ihrer gehör­lo­sen Schwester Garlo, die auch die Hauptrolle über­nimmt, unter­sucht Libertad die Vereinbarkeit der hören­den und gehör­lo­sen Welt, teils anhand von Bevormundung und Ausgrenzung, die Ángela erfährt, ins­be­son­de­re aber durch ein nuan­cier­tes und emo­tio­na­les Porträt einer lie­be­vol­len Paar- und Familiendynamik, die zwi­schen den Welten balan­ciert.” (Charlie Hain, Filmlöwin) 

SORDA erhielt den Panorama Publikumspreis für den bes­ten Spielfilm der Berlinale 2025.

Credits:

ES 2025, 99 Min., Spanisch, Spanische Gebärdensprache mit deut­schen Untertiteln
Regie, Buch: Eva Libertad
Kamera: Gina Ferrer García
Schnitt: Marta Velasco
mit: Miriam Garlo, Álvaro Cervantes, Elena Irureta, Joaquín Notario

 Audiodeskriptionen, Untertitel und Hörverstärkung mit der Greta App

Trailer:
Trailer SORDA, von Eva Libertad (OV/de), ab 6. November im Kino
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Ping Pong Paradise

Ein Film von Jonas Egert.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Wer auf­re­gen­de und spek­ta­ku­lä­re Ballwechsel zwi­schen Weltklasse-Spielern beim Tischtennis sehen will, ist hier genau rich­tig. Wer mehr über merk­wür­di­ge Vorgänge im Profisport erfah­ren möch­te, ist hier eben­falls rich­tig. Und auch der Einfluss der Weltpolitik macht vor Tischtennis nicht halt. Zwei Ereignisse prä­gen die­sen Film: die Bundesliga- und Championsleague-Wildcard für den neu gegrün­de­ten TTC Neu-Ulm und der Ausschluss rus­si­scher Spieler (und Vereine) von inter­na­tio­na­len Turnieren. Ein Jahr lang blieb Jonas Egert unauf­fäl­lig an der Seite des Teams und sei­ner neu ver­pflich­te­ten inter­na­tio­na­len Top-Stars, bis der Höhenflug des Vereins ein jähes Ende fand. 

Atemberaubend wie ein Profi-Match, groß­ar­tig foto­gra­fiert und mon­tiert. Mehr als ein her­aus­ra­gen­der Sportfilm – ein ner­ven­zeh­ren­der Ping-Pong-Thriller der Spitzenklasse.“ (Ysabel Fantou, DOK.fest München)

Credits:

DE 2025, 116 Min.
Regie, Buch: Jonas Egert
Kamera: Felix Riedelsheimer
Schnitt: Anja Pohl

Trailer:
Trailer PING PONG PARADISE – ab 22.10.25 im Kino
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Franz K.

Ein Film von Agnieszka Holland. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Filme über Kafka und Kafka-Verfilmungen gibt es eini­ge, Kafka-Biografien und ande­re Sekundärliteratur ber­ge­wei­se, lus­tig ver­an­schau­licht in „Franz K.“ bei einem der Ausflüge ins skur­ri­le Heute. Agnieszka Holland und Autor Marek Epstein haben einen sehr leben­di­gen Ansatz für ihre Film-Version gewählt, die erscheint wie eine Kurzgeschichtensammlung. Immer wie­der springt der Film durch die Zeit, zeigt Aus- und Anschnitte von dem, was so bekannt ist aus dem Leben des hoch­sen­si­blen Autors. Mit gro­ßer Experimentierfreude und vie­len Ideen lässt er uns teil­ha­ben am pri­va­ten wie beruf­li­chen Umfeld und inter­pre­tiert Auszüge sei­nes Werkes visu­ell, ohne jedoch das zu befürch­ten­de Feuerwerk „kaf­ka­es­ker“ Bildsprache zu stra­pa­zie­ren. Von Familie, Freundschaft, Druck und Angst, inne­rem und äuße­rem Zwang wird erzählt, oft ver­spielt, dabei aber auch ange­mes­sen ernst­haft, so wie bei der Thematisierung der zuneh­mend bedroh­li­chen Lage der Juden in Europa.

Die tsche­chisch-deutsch-pol­ni­sche Produktion fängt die Härte und Grausamkeit der dama­li­gen Zeit ein, ist häu­fig jedoch auch über­ra­schend humor­voll. Neben dem in sich gekehr­ten, zer­ris­se­nen, hin und wie­der pedan­ti­schen Franz ler­nen wir des­sen aus­ge­las­se­ne Seite ken­nen, etwa wenn der Schriftsteller fröh­lich lachend in einer freund­schaft­li­chen Runde aus Der Prozess vor­liest. Ein schö­ner Gegenentwurf zur Melancholie und zur ver­stö­ren­den Schwere, die häu­fig unser Kafka-Bild prägen.“Andreas Köhnemann | kino-zeit

Credits:

DE CZ 2025, 127 Min., Deutsch, Tschechisch OmU
Regie: Agnieszka Holland
Drehbuch: Marek Epstein
Kamera: Tomasz Naumiuk
mit: Idan Weiss, Peter Kurth, Jenovéfa Boková, Ivan Trojan, Sandra Korzeniak, Katharina Stark

Trailer:
FRANZ K. | Trailer | ab 23. Oktober 2025 im Kino
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