Ein Film von Payal Kapadia.
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Es war der erste indische Film seit 30 Jahren, der in den Wettbewerb des Filmfestes in Cannes eingeladen wurde. In ihrem Spielfilmdebüt thematisiert die Dokumentarfilmerin Payal Kapadia die ökonomischen Ungleichheiten Indiens und nimmt uns mit in die Megacity Mumbai. Hier gilt ihr Blick drei Frauen, die in einem Krankenhaus arbeiten. Die zurückhaltende Pflegerin Prabha lebt in ihrer Arbeit, die sie mit Ruhe und Sorgfalt bewältigt. Der ihr zunächst unbekannte Mann, mit dem sie eine arrangierten Ehe einging, verließ sie kurz nach der Trauung Richtung Deutschland, der Arbeit wegen, und hat sich seitdem nicht mehr gemeldet. Die Wohnung teilt sie sich deshalb seit einiger Zeit mit ihrer jüngeren Kollegin Anu. Die ist lebhaft, risikofreudig und frisch verliebt, in Shiaz, einen Mann mit der falschen Religion. Die Schwierigkeiten mit der Familie und die Gerüchteküche im Krankenhaus sorgen Anu wenig, wohl aber, dass sie mit dem Geliebten nie und nirgendwo allein sein kann. Für Prabha hingegen schwärmt offensichtlich ein Arzt, für sie aber gilt das Ehegelöbnis. Als die Post allerdings einen Reiskocher aus Deutschland bei ihr abliefert, ohne Absender oder Gruß, fragt sie sich schon, was diese erste Nachricht seit drei Jahren bedeuten könnte – vielleicht ist es doch eine Art Abfindung, ein Vorbote der Trennung?
Die dritte Frau ist Parvaty, Köchin im Krankenhaus und Prabhas beste Freundin. Ihr droht nach dem Tod des Ehemanns der Verlust der Wohnung, denn er hat ihr keine Papiere hinterlassen, die die Rechte klären. Prabha versucht ihr zu helfen, aber sie sind chancenlos. Resigniert verlässt Parvaty Mumbai und zieht zurück in ihr Heimatdorf. Dort besuchen sie Prabha und Anu, und diese Tage werden zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Trotz der dokumentarischen Sicht und aller Authentizität wirkt „All we imagine as Light“ stets wie unwirklich und verzaubert, vielleicht aber auch nur aus westlicher Sicht.
„Kino, das im besten Sinne den Blick auf andere Welten öffnet“ schreibt programmkino.de dazu. Unzweifelhaft ist jedoch, dass er ganz wunderbar eine Entwicklung hin zu weiblicher Solidarität und immer mehr Selbstbewusstsein aufzeichnet.
„Sehnsüchtig suchte man [im Wettbewerb der 77. Filmfestspiele von Cannes] nach einem Film, der sich auf die Schönheit, die elementare Kraft des Kinos verließ. Und er kam dann auch. „All we imagine as Light“ von der indischen Regisseurin Payal Kapadia folgt drei Frauen, die als Krankenschwestern und Köchin in einem Krankenhaus in Mumbai arbeiten. Mit einer ruhigen Kamera gleitet man in drei Leben hinein. Zwischen Schichtarbeit, Kochen und Einkaufen geht es um die Dinge des Lebens.
„All we imagine as Light“ bekam in Cannes den Großen Preis der Jury, und dieser berührende Film, ein wahrhaftiger Lichtblick, zeigt, was Kino sein kann: Alles, was wir uns als Licht vorstellen.“ Katja Nikodemus | Die Zeit
Wettbewerb Cannes Filmfestival 2024. Mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.
Credits:
IN, FR, NL, LU 2024, 114 Min., Malayalam, Hindi OmU
Regie: Payal Kapadia
Kamera: Rabadir Das
Schnitt: Clément Pinteaux
mit Kani Kusruti, Divya Prabha, Chhaya Kadam, Hridhu Haroon
Trailer:
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