Die Saat des heiligen Feigenbaums

Ein Film von Mohammad Rasoulof. Ab 26.12. im fsk. 

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Teheran, zu Beginn der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“: Kaum ist Iman zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran auf­ge­stie­gen, kämpft er auf­grund der lan­des­wei­ten Proteste zuneh­mend mit Misstrauen und Paranoia. Als sei­ne Waffe auf mys­te­riö­se Weise ver­schwin­det, ver­däch­tigt er sei­ne Frau und die bei­den Töchter und ergreift dras­ti­sche Massnahmen. Diese begin­nen hin­ge­gen, ange­sichts der Frauenproteste bis­he­ri­ge sozia­le Normen und Familienregeln zu hin­ter­fra­gen. Nach There Is No Evil (Goldener Bär Berlinale) erzählt Mohammad Rasoulof hier mutig und span­nend von einer Gesellschaft im Umbruch.

Am 16. September 2022 ver­lor die 22-jäh­ri­ge Mahsa Amini ihr Leben, nach­dem sie durch die isla­mi­sche Sittenpolizei bru­tal miss­han­delt wor­den war, weil sie ihren Hijab zu locker getra­gen habe. Ihr Tod lös­te Proteste aus, wie sie das Land noch nie gese­hen hat­te und sorg­te welt­weit für eine gros­se Welle an Solidarität: «Woman, Life, Freedom» ging als Slogan um den Globus im welt­wei­ten Kampf für Gleichberechtigung, Freiheit und Menschenrechte.

Kurz nach dem Tod Mahsa Aminis sie­delt Mohammad Rasoulof The Seed of the Sacred Fig an. Iman, ein Familienvater der Teheraner Mittelschicht, wird zum Untersuchungsrichter am ira­ni­schen Revolutionsgericht beför­dert. Dies bedeu­tet für die Familie mit den zwei Töchtern Rezvan (21) und Sana (16) nicht nur den sozia­len Aufstieg, son­dern auch eine Besserung ihrer finan­zi­el­len Situation. Allerdings zieht es auch wei­te­re Einschränkungen für die Mädchen mit sich, die sich noch sitt­li­cher ver­hal­ten sol­len, um nicht auf­zu­fal­len. Denn Iman hat nun Befugnis, über Leben und Tod zu ent­schei­den. Als die Proteste auf der Strasse ihren Weg in das Haus fin­den und kurz dar­auf Imans Dienstwaffe ver­schwin­det, greift die Paranoia im Familienleben um sich.

Wie schon sei­ne vor­he­ri­gen Filme muss­te Mohammad Rasoulof The Seed of the Sacred Fig heim­lich dre­hen. Durch die Flucht aus dem Iran im Mai 2024 konn­te er an der Weltpremiere in Cannes teil­neh­men, wo der Film eine 15-minü­ti­ge Standing Ovation sowie zahl­rei­che Preise erhielt. Nach A Man of Integrity (2017) und der mit dem Goldenen Bären gekrön­te There Is No Evil (2020), lie­fert er hier ein erneu­tes Meisterwerk über die Unmöglichkeiten indi­vi­du­el­ler Entscheide in einem tota­li­tä­ren Staat. The Seed of the Sacred Fig wech­selt vom Kammerspiel zum Thriller, als das Drama um die ver­lo­re­ne Waffe sei­nen Lauf nimmt und der Vater die Kontrolle ver­liert. Von einem alles über­ra­gen­den Schauspieler:innen-Ensemble getra­gen lie­fert Rasoulof eine fan­tas­ti­sche Würdigung an die muti­ge Frauenbewegung im Iran.
Trigon Film

Credits:

IR, DE, FR 2024, 168 Min., far­si OmU
Regie: Mohammad Rasoulof
Kamera: Pooyan Aghababaei
Schnitt: Andrew Bird
mit Missagh Zareh, Soheila Golestani, Mahsa Rostami, Setareh Maleki, Niousha Akhshi

Trailer:
The Seed of the Sacred Fig – Trailer OV/d
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