Saint Amour

Ein Film von Gustave Kervern & Benoît Delépine. Ab 13.10. im fsk.

Ein wei­te­res Juwel im Subgenre der Agrarkomödien ist „Saint Amour“. Depardieu und Poelvoorde (zuletzt ‚Gott‘ in „Das brand­neue Testament“) sind Vater und Sohn. Die Landwirtschaftsmesse in Paris wird zum Ausgangspunkt ihrer Reise in die Weite der fran­zö­si­schen Provinz, ein sanf­tes Aufeinanderzustolpern zwei­er sehr unter­schied­li­cher Charaktere. Die Regisseure Kevern & Delépine wid­men sich seit jeher beson­ders inten­siv dem Road Movie, schon im Debut „Aaltra“ schick­ten sie sich selbst als ver­sehr­te Bauern auf die Fahrt nach Finnland, um Schadensersatz für einen tra­gi­schen Traktorunfall zu for­dern. Aber der Traktorfabrikant (Aki Kaurismäki) hat­te eige­ne Sorgen. Depardieu unter­nahm in „Mammuth“ den Versuch, die Rente zu ret­ten. Mit dem Motorrad fuhr er in die eige­ne Vergangenheit des Erwerbslebens, beschis­se­ne Ex-Arbeitgeber abklap­pernd, die ihn demü­tig­ten, wäh­rend er Belege brauch­te. Michel Houellebecq hat­te in „Near death expe­ri­ence“ nur noch ein Rennrad, schließ­lich muß­te er sich sei­nen Tod erlau­fen, weil das Terrain zu steil wurde.
„Saint Amour“ beginnt auf der Landwirtschaftsmesse in Paris, für Bruno ist das der Höhepunkt des Jahres. Denn da geht er auf Probierreise durch die Weinregionen Frankreichs. Ohne die Halle ver­las­sen zu müs­sen, trinkt er sich von einem Verkostungsstand zum nächs­ten. Sein Vater Jean hat der­weil nur eines im Sinn: Mit sei­nem Zuchtbullen Nabuchodonosor einen Preis zu gewin­nen. Bruno hat die Nase voll vom Leben als Bauer und will aus dem Familienbetrieb aus­stei­gen. Um den Sohn zu umzu­stim­men, beschließt Jean, eine ech­te Weinreise mit ihm zu machen. So beginnt ein impro­vi­sier­ter Trip durch die ver­schie­de­nen Anbaugebiete im Wagen des jun­gen Taxifahrers Mike. Dabei kos­ten die drei unter­schied­li­chen Männer nicht nur so edle Tropfen wie den Saint Amour, son­dern auch ande­res Zeug. Wie ein berühm­ter Beaujolais heißt die Komödie, die sich als Hommage auf die guten Tropfen und das put­zi­ge Landvolk ver­steht. Dank der Regisseure, die dar­aus kei­ne um Pointen rin­gen­de Komödie machen, son­dern ihrem tro­cke­nen Humor treu blei­ben, ist der Film das rei­ne Vergnügen.

F/Belgien 2016, 101 Min. frz. OmU 
Regie: Gustave Kervern & Benoît Delépine 
Buch: Benoît Delépine & Gustave Kervern 
Kamera: Hugues Poulain 
Schnitt: Stéphane Elmadjian 
Darsteller: Gérard Depardieu, Benoît Poelvoorde, Céline Sallette, Vincent Lacoste