Unser letzter Sommer

Ein Film über den Krieg, in dem kei­ne Kampfhandlungen zu sehen sind, ein Film über den Holocaust ohne Vernichtungslager – in Michal Rogalskis dif­fe­ren­zier­ter Studie über deut­sche Soldaten und pol­ni­sche Zivilisten wäh­rend des Zweiten Weltkrieges sind Tod und Schuld den­noch all­ge­gen­wär­tig. Die Ausgangslage des ers­ten Spielfilms vom pol­ni­schen Dokumentarfilmer erdach­ten Geschichte, zu der er sich durch Fotos und Erzählungen sei­ner Großeltern inspi­rie­ren ließ, deu­tet zunächst auf eine klas­si­sche Sommer-Dreiecksbeziehung vor der Kulisse des Krieges hin: Guido, ein jun­ger deut­scher Soldat, der für das Hören als „undeutsch“ gel­ten­der Jazzmusik straf­ver­setzt wur­de, hat Interesse an der hüb­schen Küchenhilfe Franka, die aber auch mit dem gleich­alt­ri­gen Heizer Romek ver­bun­den ist. Eine kur­ze Sequenz lang dür­fen die drei dann auch zusam­men Musik hören, bevor doch alles anders kommt.

»Mittels sei­nes von Ruhe und Gleichmaß gepräg­ten Inszenierungsstils prä­pa­riert Rogalski, unter­stützt von der prä­zi­sen und unauf­ge­reg­ten Arbeit sei­ner Schauspieler, den sys­te­mi­schen Sadismus und das tief destruk­ti­ve Wesen des Naziregimes her­aus. Eine Destruktivität, die hier alle erfasst und die eben nicht nur die Vernichtung der Körper zum Ziel hat, son­dern die vor allem die Auslöschung der Seelen meint. Am Ende blei­ben die lee­ren Hüllen zurück, belie­big ideo­lo­gisch befüll­bar, und die Verrohung der Welt ist um ein Weiteres fort­ge­schrit­ten.« Alexandra Seitz, epd-Film 10 | 2015

DE/PL 2015 100 Min. Deutsch und Polnisch mit dt. Untertiteln
R., B.: Michal Rogalski
K.: Jerzy Zielinski S.: Joana Brühl, Milenia Fiedler
D.: Jonas Nay, Filip Piotrowicz, Urzula Bogucka, Maria Semotiuk, André Hennicke