Der Code

Der Code – mit Gast

Ein Film von Assaf Lapid.
Film und Gespräch mit Produzent und Autor SAAR YOGEV am Sonntag, 16.3.25 16:15Uhr

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Der ande­re Planet, mit nichts in die­ser Welt ver­gleich­bar – das war für ihn Auschwitz. Hier erleb­te Yehiel De-Nur die Schrecken der Shoah, die er nach dem Krieg unter dem Pseudonym Ka.tzetnik lite­ra­risch radi­kal ver­ar­bei­te­te. Über Gewalt, Folter und Kannibalismus schrei­bend wur­de er immer wie­der zum Häftling, wäh­rend er gleich­zei­tig ein bür­ger­li­ches Leben führte.

Die radi­ka­le Aufspaltung in zwei Persönlichkeiten war Yehiel De-Nurs (geb. Feiner) Strategie, um mit sei­nem Trauma umzu­ge­hen. Wenn er als Ka.tzetnik abge­kap­selt und in Häftlingskleidung sei­ne inter­na­tio­na­len Bestseller ver­fass­te, war er wie­der auf dem „ande­ren Planeten“, den die Kunstfigur mit dem KZ im Namen nie ver­las­sen hat­te. Die Bücher von Ka.tzetnik haben Israel bewegt. Er reflek­tier­te dar­in Gewaltexzesse, deren Nähe zu sexu­ell kon­no­tier­ter Gewalt, die Abgründe des Menschlichen, und pro­vo­ziert dabei – als Holocaust-Überlebender – mit Titeln wie „Ich bin der SS-Mann. Eine Vision“ (Ein ande­rer bekann­ter Titel des Buches ist: „Shvitti. Eine Vision“). Auch der Name der Indie-Band „Joy Division“ geht auf ein Buch von Ka.tzetnik zurück.
De-Nur hin­ge­gen fass­te als beschei­de­ner Ehemann und lieb­vol­ler Vater in Israel wie­der Fuß. Erst der Eichmann-Prozess, wo De-Nur und Ka-Tzetnik im Zeugenstand erst­mals auf­ein­an­der­tra­fen, brach­te die­ses Konstrukt zum Einsturz. Der auch 30 Jahre nach dem Krieg noch von sei­nem Trauma Verfolgte hoff­te, in den Niederlanden durch eine LSD-Therapie end­lich Frieden zu fin­den.
Die Dokumentar-Biografie über­setzt die­se Persönlichkeitsspaltung in Bilder. Während wir in Berichten von Zeitzeuginnen und Forscherinnen der Person De-Nur begeg­nen, füh­ren uns ani­mier­te Sequenzen in die Gedankenwelt des Autors und sei­ner lite­ra­ri­schen Figur Ka.tzetnik. Dabei wird nicht nur die Frage nach Möglichkeiten der Traumabewältigung gestellt, son­dern auch nach dem Wert sub­jek­ti­ver Wahrheit.
Rainer Mende

Credits:

The Return from the Other Plaent
DE/IL 2023, 81 Min., eng­lisch, hebrä­isch, jid­disch, nie­der­län­disch OmU
Regie: Assaf Lapid

Kamera: Talia Tulik Galon, Jörg Adams
Schnitt: Nohar Avigail Haseen, Assaf Lapid 

Trailer:
The Return from the Other Planet_English Trailer
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