Ein Film von François Ozon. Ab 11.12. im fsk.
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François Ozon greift einen Stoff aus den 1940er-Jahren auf: den existenzialistischen Romanklassiker Der Fremde von Albert Camus. Darin wartet ein junger Franzose in den 1930er-Jahren in Algerien in einer Gefängniszelle auf seine Hinrichtung, weil er einen Mann getötet hat. Ozon entfaltet das Drama um den seinem Tod entgegensehenden Meursault (Benjamin Voisin) und die in Rückblenden sich entfaltenden Ereignisse, die zu dem Mord geführt haben, in schwarz-weißen Bildern, die in ihrer fast überirdischen Schönheit in ihren Bann schlagen und zugleich Rätsel aufgeben, weil sie in einer seltsamen, spannungsvollen Reibung zur Geschichte stehen.
Der Kamerablick, der ein geradezu erotisches Verhältnis zu der Welt an den Tag legt, scheint ein Widerspruch zu Meursaults Apathie zu sein. Während der junge Mann durch sein Leben treibt, ohne von dem berührt zu werden, was er erlebt – vom Tod der Mutter zu Beginn über die Affäre mit einer ihn liebenden jungen Frau bis letztendlich zum impulsiven Akt der Tötung –, ist der Blick der Kamera umso zugeneigter. Die sparsam, aber sehr wirkungsvoll eingesetzte Musik versucht hartnäckig, Meursaults Kälte gegenüber Menschen und Dingen etwas entgegenzusetzen. Während es in dem Roman um einen Menschen geht, der nichts wertschätzen kann, weil er den Glauben an eine transzendente Dimension verloren hat und jenseits der Dinge keinen höheren Sinn erkennen kann, scheint Ozon diese Materialität durchaus zu genügen, um die Welt zu lieben.
Felicitas Kleiner | Filmdienst




Credits:
L’Étranger
FR 2025, 120 Min., französische OmU
Regie: François Ozon
Kamera: Manu Dacosse
Schnitt: Clément Selitzki
mit: Benjamin Voisin, Rebecca Marder, Pierre Lottin, Denis Lavant, Swann Arlaud
Trailer:
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