Stille Beobachter – mit Gast

Ein Film von Eliza Petkova. Am 15.12. mit anschlie­ßen­dem Filmgespräch mit der Regisseurin.

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Ein intel­li­gen­ter, poe­ti­scher Blick auf das Zusammenleben und gleich­zei­ti­ge Entfremdung von Mensch und Tier.

Mystisch beginnt Eliza Petkovas Dokumentarfilm über das abge­schie­de­ne bul­ga­ri­sche Dorf Pirin. Wir sehen sich dun­kel kräu­seln­des Fell, hören Trommeln schla­gen. Dann ein Eselsauge, eine Hundeschnauze, die auf­ge­bläh­ten Nüstern eines Pferdes, ein Ziegenmaul, Katzenohren, der kla­gen­de Gesang alter Frauen. Alt sind hier alle im Dorf. Das Verhältnis zu den Tieren ist ein sym­bo­li­sches und ein exis­ten­zi­el­les. Sie sind stum­me Beobachter und Akteure zugleich: die Katze, die durch ein geöff­ne­tes Fenster und über einen Leichnam springt und dafür zum Vampir erklärt wird, ein ver­hex­ter Esel, eine treue Hündin, das mit Holz bela­de­ne Pferd. Die Tiere fin­den ihren Platz in der aber­gläu­bi­schen Alltagsbewältigung, hel­fen den Alten bei der Arbeit, sind Gesellschaft oder Nahrungsquelle.

STILLE BEOBACHTER ist kein natu­ra­lis­ti­scher Dokumentarfilm. Petkovas ein­drucks­vol­le Aufnahmen des Dorflebens sind inspi­riert von wah­ren Geschichten, wie es im Abspann heißt. Für die star­ken Bilder und die behut­sa­me Erzählung wur­de der Film u.a. auf dem DOK.fest in München aus­ge­zeich­net. Türen, Fassaden, Landschaftsbegrenzungen rah­men die Bilder, dazwi­schen Nahaufnahmen von Insekten, im Wind wehen­de Leintücher oder ein Regal mit Devotionalien. Die Zuschauenden wer­den selbst zu stil­len Beobachter*innen der Machtverhältnisse von Mensch und (Nutz-)Tier. Die Rufe der Ziege nach dem Zicklein, das der Bauer vom Hof trägt, in ein Schicksal, das weder ihr noch uns bekannt ist. Die Aufmerksamkeit der Schafsherde, wenn sie das Wiegen der Osterlämmer bewacht. Empathisch fängt die Kamera die­se Szenen ein, aber ohne anthro­po­mor­phi­sie­ren­den Kitsch. Ein intel­li­gen­ter, poe­ti­scher Blick auf das Zusammenleben und gleich­zei­ti­ge Entfremdung von Mensch und Tier in einer Welt, in der die Tiere die letz­ten Begleiter einer aus­ster­ben­den Generation sind.

Clarissa Lempp | indiekino

Credits:

DE/BG 2024, 95 Min., bul­ga­ri­sche OmU
Regie: Eliza Petkova
Kamera: Constanze Schmitt
Schnitt: Eliza Petkova, Hannes Marget

Audiodeskriptionen, Untertitel und Hörverstärkung mit der Greta App

Trailer:
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