Archiv des Autors: fsk

Agent of Happiness

Ein Film von Arun Bhattarai & Dorottya Zurbó. 

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Das Konzept des Bruttonationalglücks lehnt sich an den Begriff des Bruttonationaleinkommens an.
Anders als die­ser quan­ti­täts­ori­en­tier­te Indikator zielt das Bruttonationalglück dar­auf ab, die Qualität des Lebensstandards zu defi­nie­ren. Es dient als Messwert für das Wohlergehen eines gesam­ten Volkes.
Aber – wie ist Glück mess­bar? Bhutan ermit­telt das hier erfun­de­ne poli­ti­sche Glückmaß seit 1997 alle fünf Jahre, indem Interviewer anhand eines umfas­sen­den Fragebogens die not­wen­di­gen Informationen Haus für Haus ein­ho­len.
Das Regie-Duo aus Ungarn und Bhutan beglei­tet zwei von ihnen, Amber Kumar Gurung und Guna Raj Kuikel, auf ihrem Weg. Dabei beob­ach­ten sie nicht nur zu Herzen gehen­de, dra­ma­ti­sche wie tröst­li­che Erzählungen der Befragten. Auch das Schicksal des offe­nen, manch­mal auch selbst­iro­ni­schen Luftgitarrespielers Amber berührt. Als Angehöriger der nepa­le­si­schen Minderheit in Bhutan wird der 40-jäh­ri­ge selbst im per­sön­li­chen Bereich so beschränkt, dass sein Glückswert laut eige­ner Einschätzung weit unter dem Durchschnitt liegt.
„In unse­ren Filmen beschäf­ti­gen wir uns oft mit dem Aufeinandertreffen von Kulturen, Identitäten, Werten und Mustern. Diese Geschichten zie­hen uns an, die inti­men Situationen des Lebens, die unse­re kul­tu­rel­len Unterschiede ega­li­sie­ren und mit denen wir das Vertraute im Anderen zei­gen kön­nen ….“ sagen die Regisseure – so kommt das ermit­tel­te Ergebnis auch in Bhutan, wie über­all auf der Welt, nicht zuletzt durch Art der Fragestellung zustan­de.
„Angesichts der Beschreibung des Films und der Werbefotos die­ses wun­der­schö­nen Landes könn­te man mei­nen, dass Agent of Happiness Bhutan als eine Art Paradies dar­stellt, aber der Film ist nicht ein­di­men­sio­nal und auch kei­ne rei­ne Propaganda für Bhutan als glück­li­che bud­dhis­ti­sche Enklave. Wie sein Schwerpunkt zeigt, scheut er sich nicht, die Fehler eines solch mono­li­thi­schen reli­giö­sen und eth­ni­schen Ansatzes für natio­na­les Glück auf­zu­zei­gen, der Menschen wie Amber in der Masse unter­ge­hen lässt.“
Aren Bergstrom | hot docs

Credits:

BT 2024, 94 Min., Dzongkha OmU
Regie: Arun Bhattarai, Dorottya Zurbó

Kamera: Arun Bhattarai,
Schnitt: Péter Sass

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Agent Of Happiness – Unterwegs im Auftrag des Glücks | Kinotrailer OmdU | ab 03.07.25 im Kino
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Der Fleck

Ein Film von Willy Hans.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Eigentlich hät­te er Sportunterricht, aber Simon dreht kurz vor der Schule um. Er trifft einen Nachbarn und fährt mit zu des­sen Clique an den Fluss. Es ist heiß, und Gespräche und Aktivität lau­fen eher trä­ge ab, ein biss­chen Unsinn reden, schwim­men, spie­len, necken, ärgern, essen, aber auch: den „Neuen“, Simon, abche­cken. Dann weckt die plötz­lich auf­tau­chen­de Marie Simons Interesse. Zusammen zie­hen sie los, holen Pommes und las­sen sich durch den Wald trei­ben. Sie ver­ges­sen die Zeit und tau­chen immer tie­fer in die ver­wun­sche­ne som­mer­li­che Flusslandschaft ein.
„‚Die Hölle, das sind die ande­ren‘ – die­ser Schlüsselsatz aus Jean Paul Sartres Einakter Geschlossene Gesellschaft bringt für mich den Zustand, in dem sich die Figuren in mei­nem Spielfilm-Debüt Der Fleck befin­den, auf den Punkt. Sie suchen Bestätigung im gegen­sei­ti­gen Blick, schau­en selbst gna­den­los auf das Gegenüber und wer­den so ein­an­der unfrei­wil­lig zu Folterknechten. Und obwohl es kei­ne offen­sicht­lich bösen Absichten oder offen­si­ve Feindseligkeiten unter den Jugendlichen gibt, trans­por­tiert sich deut­lich ein all­um­fas­sen­des Unbehagen. Hier wird im Kleinen erprobt, was auch unter Erwachsenen geschieht. Alle loten unbe­wusst und lau­ernd ihre Stellung aus, ver­su­chen her­aus­zu­fin­den, wer wie zuein­an­der steht, wo sich Allianzen bil­den las­sen, und wo Rivalitäten. Das zu beob­ach­ten, die­ses hilf­lo­se Verbiegen, Maßregeln und Beäugen ist zum Heulen und zum Lachen gleich­zei­tig – allein weil es mit ein wenig Abstand betrach­tet so absurd erscheint. Dass es eine irdi­sche Hölle gibt, ist in in der Welt des Atheisten Sartre sicher. Aber gibt es auch so etwas wie einen Himmel? Und was wäre das? Es wäre ein Blick, der uns nicht fest­legt oder ver­ur­teilt, der nicht redu­ziert auf das, was wir wur­den, son­dern sich öff­net für das was wir wer­den könn­ten. Einen klei­nen Einblick in die­se unbe­kann­te Welt möch­te ich mei­ne Figuren SIMON und MARIE in Der Fleck kurz erha­schen las­sen. So beginnt sich jen­seits all der Apathie und des pas­siv-aggres­si­vem Gelabers, im Laufe der fort­schrei­ten­den Erzählung etwas Hoffnungsvolles und Lebensbejahendes abzu­zeich­nen.“ Willi Hans

Credits:

DE/CH 2024, 94 Min., dt. OmeU
Regie & Schnitt: Willy Hans
Kamera: Paul Spengemann
mit: Leo Konrad Kuhn, Alva Schäfer, Shadi Eck, Felix Maria Zeppenfeld, Darja Mahotkin, Marlene Becker u. a. 

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Step across the border

Step across the border

Ein Film von Nicolas Humbert und Werner Prenzel. Am 24.6. mit anschlie­ßen­dem Filmgespräch mit Nicolas Humbert.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Ein Film vol­ler Musik von Fred Frith, sowohl solo, als auch gemein­sam mit ande­ren Musikern. „Was ist ein Musiker ande­res, als ein Organisator von Sounds?“ fragt Frith. Die Regisseure haben das beher­zigt und sich als Organisatoren von Bildern betä­tigt, die ver­dammt gut zu sei­ner Musik pas­sen: Also los : Step across the Border!

Fred Frith, John Zorn, Arto Lindsay, Ciro Battista, Iva Bitová, Bob Ostertag, Joey Baron, Jonas Mekas, Robert Frank – ver­eint in einer Zelluloid-Improvisation über Rhythmus, Bilderlust und Lebensfreude. Konzertmitschnitte, Interviews in her­un­ter­ge­kom­me­nen Hotelzimmern und Kamerafahrten durch Metropolen wie New York und Tokio ver­mi­schen sich zu einer mit­rei­ßen­den Klangreise. Musik und Bild sind eigen­stän­dig, kei­nes unter­wirft sich dem ande­ren und doch erge­ben sich Überschneidungen, die mal komisch, mal absurd, mal ein­fach schön sind – wie die Maisfelder im Wind, die einen magi­schen Augenblick lang im Rhythmus von Friths Improvisationen schwin­gen. Step Across The Border ist ein schwarz-wei­ßes Augenzwinkern über den Zusammenhang zwi­schen Schnellbahnen, Stürmen und elek­tri­schen Gitarren und ein meis­ter­haf­ter Diskurs über den Geist des Musik- und des Filme-Machens.” (DOK.fest München 2024)

Credits:

CH/DE 1989, 90 Min., engl. OmU,
Regie: Nicolas Humbert, Werner Prenzel
Kamera: Oscar Salgado
mit den Musiker*innen: Fred Frith, Iva Bittova, Tom Cora, Pavel Fajt, Eitetsu Hayashi, Zeena Parkins, Tim Hodgekison, Arto Lindsey, Bob Ostertag, John Zorn u.v.a.

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One to One: John & Yoko

Ein Film von Kevin Macdonald. Ab 26.6. im fsk.
Cineville Preview (auch für nicht-Cinevilles) am 25.6.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Am 30. August 1972 spiel­te John Lennon in New York sein ein­zi­ges Einzelkonzert, eine Benefizveranstaltung, im Madison Square Garden. Der Dokumentarfilm nimmt das epi­sche Musikereignis zum Ausgangspunkt, um 18 ent­schei­den­de Monate im Leben von John und Yoko in einer rasan­ten Collage zu rekon­stru­ie­ren – mit Live-Songs in vol­ler Länge.
Nach dem Umzug von England nach New York 1971 ver­bringt das Paar viel Zeit in ihrem klei­nen Apartment in Greenwich Village mit Fernsehen, und ein wil­des Gemisch aus Vietnamkrieg, Protestmärsche, Präsident Nixon, Unterhaltungsserien, Talkshows und vie­le, vie­le Werbespots. lässt es uns nach­voll­zie­hen. Running Gag unter den rea­len, von John auf­ge­zeich­ne­ten Telefongesprächen sind Yokos Aufträge zur Beschaffung von Fliegen. Ihr poli­ti­sches Engagement zeigt sich bei der Zusammenarbeit mit Jerry Rubin und vie­len kon­struk­ti­ven, nicht immer umzu­set­zen­den Ideen. Ihr sozia­les Engagement gip­felt in eben die­sem „One to One”-genannten Benefiz-Konzert nach dem „Willowbrook”-Skandal, der Aufdeckung schwers­ter Misshandlungs-Praxis in einer staat­li­chen kin­der­psy­cha­tri­schen Anstalt.
„Der Film von Kevin McDonald ist min­des­tens so sehr ein Porträt des Zeitgeistes von 1971 wie sei­ner Protagonist*innen. Editor Sam Rice-Edwards schafft eine rasan­te Montage aus Nachrichtenschnipseln, Fernsehwerbung, Interviews und den Aufzeichnungen des Konzerts. Erstaunlich ist auch, dass der von dass Sean Ono Lennon mit­pro­du­zier­te Filme die wider­sprüch­li­chen Charaktere sei­ner Eltern nicht glät­tet. Zwar fehlt in die­sem Film die gan­ze Geschichte der Beatles-inter­nen Konkurrenz. Erzählt wird ledig­lich, dass Lennon gern Bob Dylan für eine Gefangenen-Benefiz-Tour haben woll­te. Weil einer der Tour-Organisatoren vor lau­fen­der Kamera Dylans Müll durch­wühlt hat­te, um zu zei­gen, was für ein kom­mer­zi­el­ler Lump Dylan gewor­den sei, wei­ger­te sich Dylan aller­dings, mit Lennon auf­zu­tre­ten und spiel­te statt­des­sen bei George Harrisons „Concert for Bangladesh“ … Aber das poli­ti­sche Umfeld ist viel­leicht auch inter­es­san­ter. …“ Tom Dorow | Indiekino

Credits:

UK 2024, 100 Min., engl. OmU
Regie: Kevin Macdonald

Kamera: David Katznelson
Schnitt: Sam Rice-Edwards 

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Archiv der Zukunft

Ein Film von Joerg Burger. 

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Im Naturhistorischen Museum in Wien wird mit akri­bi­scher Energie gesam­melt, geforscht, archi­viert und reflek­tiert – mehr als 30 Millionen Objekte sind hier über die Jahrhunderte zusam­men­ge­tra­gen wor­den. Der Film zeigt das Museum als eine Welt, die sich in stän­di­ger Veränderung befin­det: Die spek­ta­ku­lä­ren Archivarien aus tau­sen­den Jahren Natur und Menschheitsgeschichte wer­den durch Grundlagenforschung und den leben­di­gen Apparat des Museums immer wie­der neu in der Gegenwart befragt, um in der Zukunft Geschichten zu erzäh­len.
Wie bei einem Rundgang hin­ter den Kulissen erschließt sich die Institution: ein kürz­lich ver­stor­be­ner Löwe wird zur Präparation ein­ge­lie­fert, die Haltung eines Dinosauriers dem aktu­el­len Forschungsstand ange­passt oder Artefakte mit­tels 3D-Scan digi­ta­li­siert.
Als auf­merk­sa­mer Beobachters ent­wirft Regisseur und Kameramann Joerg Burger das Museum als einen Ort, an dem das phy­si­sche Handwerk am Objekt immer auch mit Fragen nach Wissenskonstruktionen und deren inhä­ren­ten Machtbeziehungen ein­her­geht. Die Spezies Mensch – als ver­meint­lich Betrachtende und Wissende – wird in ihrer Beziehung zu Tier, Natur und Historie schließ­lich selbst beobachtet.

Credits:

AT 2023, 92 Min., Deutsch
Regie & Kamera: Joerg Burger
Schnitt: Dieter Pichler

Trailer:
ARCHIV DER ZUKUNFT – Offizieller Trailer
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Good News

Ein Film von Hannes Schilling. Am 2.6. mit anschlie­ßen­dem Filmgespräch.

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Leos Karrierekurve bewegt sich schon län­ger steil nach unten, als der Journalist ver­sucht, sich durch eine außer­ge­wöhn­li­che Story wie­der ins Gespräch zu brin­gen. Ein Bericht über eine ver­bor­gen leben­de Rebellengruppe im süd­thai­län­di­schen Urwald soll es brin­gen. Nach eini­ger Zeit vor Ort haben sich aller­dings weder wei­ter­füh­ren­de Kontakte noch ande­res Berichtenswertes erge­ben. Seine Partnerin zuhau­se ist bereits schwer genervt, er selbst ver­misst vor allem die gemein­sa­me Tochter, und der Chef schreibt unge­dul­dig Mails. Also wird Leo krea­tiv und schmückt alles aus, was er bis­her erfah­ren hat, über­nimmt frem­de Geschichten und schickt den Artikel nach Deutschland. Die Redaktion ist begeis­tert, schrei­ben kann er wohl gut, will aber Fotos. Der Fotograf ist schnel­ler bei ihm, als Leo dage­gen pro­tes­tie­ren kann. Julian ist ein Draufgänger, der nur schnell zum Fotografieren in den Dschungel fah­ren und dann wie­der weg will. Das ist unmög­lich, und die Situation wird zuneh­mend brenz­lig für Leo.
Hätte es anders kom­men kön­nen? Gab es einen Zeitpunkt, an dem Leo hät­te auf­hö­ren kön­nen? Er hat schließ­lich nicht sei­ne beruf­li­che und fami­liä­re Existenz aufs Spiel gesetzt, son­dern auch Vertraute in Thailand ver­ra­ten und aus­ge­nutzt, sich selbst und ande­re in Gefahr gebracht. Ist es sei­ne indi­vi­du­el­le Schuld, oder die sei­nes Redakteurs, oder ein kran­kes System, das nach außen die Moral hoch­hält, innen jedoch jede mög­li­che Schweinerei zum Erreichen eines Ziels erwar­tet? Wo ver­lau­fen ethi­sche Grenzen?
„… ein sehr rele­van­tes Drama über die Grenze von Lüge und Wahrheit, vor allem aber die Grauzone dazwi­schen. Hannes Schilling gelingt ein dra­ma­tur­gisch und schau­spie­le­risch über­zeu­gen­des Werk, das zum Nachdenken anregt … Schilling filmt in Schwarz-Weiß, für eine sti­li­sier­te Distanzierung. Die Filmmusik – groß­ar­tig: Lena Radivoj – bringt dis­so­nant-sphä­ri­sche Klänge in die­se an sich rea­lis­ti­sche, tat­säch­lich aber tra­gö­di­en­haft ver­dich­te­te Geschichte.“
Harald Mühlbeyer, Kino-Zeit

Credits:

DE 2024, 75 Min., Deutsch, Englisch, Thai und Melayu mit deut­schen Untertiteln,
Regie: Hannes Schilling
Schnitt: Marie Fontanel, Paul Gröbel
Kamera: Falco Seliger

mit: Ilja Stahl, Sabree Matming, Dennis Scheuermann

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GOOD NEWS (2024) TRAILER
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Copa 71

Ein Film von Rachel Ramsay und James Erskine.

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August 1971: Mexico City ist Austragungsort für ein rie­si­ges Fußballspektakel, bei dem Teams aus England, Argentinien, Mexiko, Frankreich, Dänemark und Italien auf­ein­an­der­tref­fen. Über 100.000 Fans ver­wan­deln das his­to­ri­sche Azteca-Stadion Spiel für Spiel in einen Ort der Begeisterung, das Fernsehen berich­tet durch­ge­hend. Die Atmosphäre erin­nert an die größ­ten Momente der inter­na­tio­na­len Fußballgeschichte. Aber die­ses Turnier ist anders als alles, was es vor­her gab, denn auf dem Platz sind aus­schließ­lich Frauen. Es han­delt sich um die Copa ’71, die ers­te inof­fi­zi­el­le Frauenfußball-WM. Von der FIFA und den natio­na­len Fußballverbänden abge­lehnt, wur­de die­ses his­to­ri­sche Ereignis aus den Annalen des Fußballs ver­drängt. Doch nun erin­nert ein Dokumentarfilm an die­ses Turnier, das über zehn Jahre vor der ers­ten offi­zi­el­len Frauenfußball-Weltmeisterschaft statt­fand, und rückt die Spielerinnen der dama­li­gen Zeit, die cha­ris­ma­ti­schen Pionierinnen ihrer Sportart, end­lich ins Rampenlicht.

Es gibt viel zu erzäh­len – von der Geschichte des Frauenfußballs, der in Europa in den 1920ern auf­kam, dann vie­ler­orts als „unweib­lich“ und angeb­lich gesund­heits­schäd­lich wie­der unter­drückt und in Deutschland und England erst 197071 wie­der offi­zi­ell zuge­las­sen wur­de; über die groß­flä­chi­ge Kampagne der Organisatoren der COPA, die ihre Teams zu Medienstars mach­ten und dafür sorg­ten, dass 110.000 Menschen das Finale im sechs­größ­ten Stadium der Welt, dem Azteka-Stadium in Mexiko City, ver­folg­ten; bis hin zu den dia­bo­li­schen Machenschaften der FIFA. Nicht nur ver­such­te die FIFA, die Veranstaltung zu ver­hin­dern, im Anschluss an das Turnier unter­sag­te sie den ihr ange­schlos­se­nen Vereinen, Frauenteams bei sich trai­nie­ren zu las­sen. Für eini­ge Spielerinnen war das Turnier in Mexiko das letz­te Mal, dass sie pro­fes­sio­nell oder über­haupt Fußball gespielt haben.“ Hendrike Bake | indiekino

Vom Anfang an war uns klar, dass wir einen Film machen woll­ten, der nicht nur die his­to­ri­sche Ungleichheit her­vor­hebt, son­dern auch die invol­vier­ten Frauen wirk­lich fei­ert und ihnen die Möglichkeit gibt, gehört und aner­kannt zu wer­den. Wir woll­ten, dass die Zuschauer:innen in die Welt von Copa ´71 ein­tau­chen. Wir woll­ten einen Raum zum Lachen, zum Weinen und zum Schreien kre­ieren. Wir woll­ten auch eine wirk­lich glo­ba­le Geschichte erzäh­len, eine, die die­se ein­zig­ar­ti­ge kol­lek­ti­ve Erfahrung spie­gelt.” Regiestatement

Im August zei­gen wir in Zusammenarbeit mit der Gallerie und deren Ausstellung „She can kick it“ zwei wei­te­re Frauenfußballfime:
Marinette – Kämpferin. Fußballerin. Legende und Das Wunder von Taipeh

Credits:

GB 2023, 91 Min., Englisch/Spanisch/Italienisch/Französisch mit deut­schen Untertiteln, Regie: Rachel Ramsay und James Erskine
Schnitt: Arturo Calvete und Mark Roberts
Kamera: Angela Neil

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Black Tea

Ein Film von Abderrahmane Sissako. 

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Aya, eine jun­ge ivo­ri­sche Frau, sagt an ihrem Hochzeitstag zum Erstaunen und Entsetzen aller „Nein“. Sie lässt die Elfenbeinküste hin­ter sich und beginnt ein neu­es Leben in Guangzhou, China. In die­sem pul­sie­ren­den Viertel, „Chocolate City“ genannt, zählt die afri­ka­ni­sche Diaspora offi­zi­ell 20000 Menschen, geschätzt wird aber ein viel­fa­ches. Hier trifft die afri­ka­ni­sche auf die chi­ne­si­sche Kultur, hier fin­det Aya Arbeit in einem tra­di­tio­nel­len Tee-Laden. Der chi­ne­si­sche Besitzer Cai weist sie in die Kunst der Teezeremonie ein und lang­sam ent­wi­ckelt sich eine zärt­li­che Liebe zwi­schen den bei­den, eine behut­sa­me und sinn­li­che Annäherung, gelei­tet von Interesse, Neugier und Offenheit.
Abderrahmane Sissako (Regisseur u.a. von Bamako und TimbuktuBlack Tea ist sein sechs­ter Film im fsk-Kino) wirft einen höchst fas­zi­nie­ren­den Blick auf die Verflechtung der Kulturen in unse­rer heu­ti­gen glo­ba­li­sier­ten Welt. Recherchiert haben Sissako und sei­ne Drehbuchautorin Kessen Tall in Guangzhou, gedreht aber wur­de in Taiwan.
„China und Afrika unter­hal­ten viel­fa­che Beziehungen, da liegt es doch nahe, dass Menschen sich auch pri­vat näher­kom­men. Allerdings sind die Beziehungen nicht immer kon­flikt­frei: Rassismus ist in China stark ver­brei­tet, bei den Wirtschaftsbeziehungen geht es um Weltmachtpolitik und nicht um Völkerfreundschaft.
Abderrahmane Sissako weiß das alles, aber ihm geht es um eine posi­ti­ve Utopie: Black Tea hat etwas von der Traumatmosphäre des gro­ßen Studiokinos. Die Kultur des Tees, die auf jahr­hun­der­te­al­tem Wissen und auf Plantagen in wun­der­schö­nen Landschaften beruht, ist so etwas wie eine moder­ne Religion, auf die sich ein Mann aus China und eine Frau aus der Elfenbeinküste eini­gen kön­nen. Je mehr Aya und Cai ein­an­der näher­kom­men, des­to deut­li­cher wird auch eine lan­ge Geschichte der Beziehungen zwi­schen China und Afrika erkenn­bar. Politik ist all­ge­gen­wär­tig in Black Tea, aber sie bleibt im Hintergrund. Im Vordergrund sehen wir eine fast schon zere­mo­ni­el­le, äußerst sub­til insze­nier­te Romanze mit Hindernissen, die zum Schönsten gehört, das man zuletzt im Kino sehen konn­te.“
Bert Rebhandl | Tip-Magazin

Credits:

FR/MR/LU/TW/CI 2024, 111 Min., Mandarin, Französisch, Englisch, Portugiesisch OmU
Regie: Abderrahmane Sissako
Kamera: Aymerick Pilarski
Schnitt: Nadia Ben Rachid
mit Nina Mélo, Chang Han, Wu Ke-Xi, Michael Chang

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Moria Six

Ein Film von Jennifer Mallmann. 

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Nachdem ein Feuer das Camp Moria im September 2020 kom­plett ver­nich­tet hat­te, wur­de es gespens­tisch still. Nicht nur vor Ort, son­dern auch im öffent­li­chen Diskurs. Weder die men­schen­rechts­wid­ri­gen Bedingungen in den wei­te­ren Lagern an den Außengrenzen Europas noch die zahl­lo­sen Pushbacks im Mittelmeer schie­nen die Allgemeinheit näher zu beschäf­ti­gen. Auch die Verhaftung der sechs Jugendlichen, die man der Brandstiftung bezich­tig­te, blieb ohne weit­hin hör­ba­res Echo – obwohl schon ein zwei­ter Blick auf die Umstände der Ermittlungen und den fol­gen­den Strafprozess das Vorgehen der grie­chi­schen Justiz als frag­wür­dig offen­bar­te. Ganz zu schwei­gen von der zugrun­de lie­gen­den Flüchtlingspolitik der Europäischen Union.
Jennifer Mallmann wagt mit ihrem Film die­sen zwei­ten Blick. Im Zentrum steht ihr Briefwechsel mit Hassan, einem der ver­ur­teil­ten Jugendlichen, der ihr aus dem Gefängnis von sei­nem Alltag, sei­nen Wünschen und Ängsten berich­tet. Ruhige, exakt kadrier­te Bilder doku­men­tie­ren „Normalität“ an den Rändern der Festung Europa. Sie zei­gen, wie stra­te­gi­sche Abschottung und die damit ein­her­ge­hen­de struk­tu­rel­le Ausgrenzung funk­tio­nie­ren. Wer wis­sen will, wie sich unse­re Staatengemeinschaft ihre Zukunft vor­stellt, muss nur die neu errich­te­ten, futu­ris­ti­schen Hochsicherheitslager betrach­ten. Dort wer­den die Ankommenden behan­delt wie Menschen, die schwe­re Verbrechen began­gen haben. 

Credits:

DE 2024, 82 Min., OmU,
Regie: Jennifer Mallmann
Kamera: Sina Diehl
Schnitt: Maxie Borchert

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Spielerinnen

Ein Film von Aysun Bademsoy.

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Vor 30 Jahren begann die Filmemacherin Aysun Bademsoy eine Langzeitbeob­achtung der ers­ten tür­ki­schen Frauen-Fußballmannschaft außer­halb der Türkei. Mit Mäd­chen am Ball (1995) zeig­te sich, dass der BSC Agrispor in Berlin-Kreuzberg mehr als nur ein Sportverein für die Heranwachsenden war: inmit­ten von Tur­nieren und Freundschaften gewan­nen die Spielerinnen ein neu­es Selbstbild in einem Land und zu einer Zeit, in der Rassismen wie­der offen in die Straßen ge­tragen wur­den. Zwei Jahre danach folg­te Nach dem Spiel, und erst elf Jahre spä­ter Ich gehe jetzt rein.
Viel hat sich ver­än­dert in der Zeit, nicht nur im Leben von Türkan, Nalan, Na­zan und Arzu. Im vier­ten Teil Spielerinnen hat sich der Kreis der Protagonistinnen auf die nächs­te Generation erwei­tert. Durch die­sen Fo­kus – Jugendliche, die in Berlin gebo­ren und aufge­wachsen sind, sich aber den­noch ent­frem­det von einer Mehrheitsgesellschaft füh­len und in kon­ser­va­ti­ve Rollenbilder flüch­ten – wirft die Filmemacherin sub­til die drän­gen­den Fragen unse­rer Gegenwart auf. Welche Perspektiven bie­tet Deutschland jun­gen Menschen und wie ver­bun­den ist die zwei­te Einwanderer­generation noch mit den Erfahrungen ihrer Eltern?

Credits:

DE 2024, 86 Min., deutsch, tür­ki­sche OmU
Regie: Aysun Bademsoy

Kamera: Isabelle Casez, Ines Thomsen
Schnitt: Maja Tennstedt

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