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Forever Young

Ein Film von Valeria Bruni Tedeschi.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

In ihrer jüngs­ten Regiearbeit ver­ar­bei­tet Valeria Bruni Tedeschi die eige­ne Zeit an der berühm­ten Pariser Schauspielschule Théâtre des Amandiers. FOREVER YOUNG folgt einer Gruppe Schauspielstudentinnen über ein knap­pes Jahr, vom Vorsprechen bis zur Premiere der ers­ten Studieninszenierung. Dabei ist die Kamera immer so nah bei ihnen, dass fast der Eindruck eines Dokumentarfilms ent­steht. Innerhalb des Figurenensembles, dem der Film durch Partys, Liebschaften und Workshops folgt, erhält die Beziehung zwi­schen Stella (Nadia Tereszkiewicz) und Etienne (Sofiane Bennacer) die Hauptaufmerksamkeit: Sie, die Tochter aus rei- chem Hause (und offen­sicht­li­ches alter ego der Regisseurin), ist dem schau­spie­le­risch inten­si­ven und pri­vat selbst­de­struk­ti­ven Junkie-Bad-Boy mit Mutterkomplex ver­fal­len, egal, wie oft er sie warnt, sie schlecht behan­delt und sie bestiehlt. Ähnlich wie in Joanna Hoggs Upper-Class-Gesellschaft in THE SOUVERNIR ist in Les Amandiers kein Platz für emo­tio­nal gesun­de Beziehungen und die Verarbeitung von Stress. Stattdessen wird in den spä­ten 1980ern, an die sich Bruni Tedeschi erin­nert, kon­stant geraucht, die Schulleiter nut­zen ihre abso­lu­te Macht, um die Lieblinge des Kollegen im Probenraum fer­tig zu machen oder sich den eige- nen Lieblingen anzu­nä­hern, und die Studentinnen las­sen sich in ihren hedo­nis­ti­schen Experimenten von der stän­dig prä­sen­ten Bedrohung durch AIDS kaum auf­hal­ten. Die Premiere naht, „The Show must go on!“, und geweint wer­den kann hin­ter der Bühne. Das bra­chia­le Regime scheint zu funk­tio­nie­ren, hat es doch der Regisseurin und vie­len ihrer Kommiliton*innen zu einer Karriere ver­hol­fen. FOREVER YOUNG erin­nert aber auch an die, die auf dem Weg ver­lo­ren gin­gen, und an die kind­li­che Naivität, die die able­gen muss­ten, die ihr Leben mit Spielen ver­brin­gen.
Christian Klose | indiekino

Wenn es gut läuft, wie hier, ähneln die Filme von Valeria Bruno Tedeschi den Figuren, die sie vor­zugs­wei­se als Darstellerin spielt, z.B. in dem Film Oublie moi. Ist das noch Hysterie oder schon Borderline? Dabei will sie auch nur Anerkennung und scheint doch in ihrer Jugend ste­cken geblie­ben zu sein. Völlig über­dreht, ein wenig neben der Spur, hart­nä­ckig, gren­zen­los, über­grif­fig, ist sie in ihrer Penetranz nicht gera­de eine Symphatieträgerin, und trotz­dem oder gera­de des­we­gen eine Emphatie zu ent­wi­ckeln, bedeu­tet eine loh­nen­de Aufgabe für uns Zuschauer*innen.

Credits:

Les Amandiers
FR 2022, 126 Min, frz. OmU
Regie: Valeria Bruni Tedeschi
Kamera: Julien Poupard
Schnitt: Anne Weil
mit: Louis Garrel, Sofiane Bennacer, Nadia
Tereszkiewicz, Micha Lescot, Clara Bretheau

Trailer:
Kinotrailer „Forever Young” – Kinostart 17. August 2023
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Chevalier Noir

Ein Film von Emad Aleebrahim Dehkordi.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Viel Nacht, Musik, Drogen, Tanz: Chevalier Noir blickt auf einen im ira­ni­schen Kino sel­ten zu sehen­de Welt Stoff, eine Generation jun­ger Erwachsener mit etwas Geld in der Tasche, die sich schein­bar frei­er von Zwängen und Unterdrückung bewegt.
„Gehst du schon? Ist die Party so schlecht?“ fragt Mayram Iman, den sie vor der Tür trifft.„Schon? Die Sonne geht auf.“ gibt der jun­ge Mann zurück. Ein all­täg­li­cher Dialog, vor­stell­bar in vie­len Städten der Welt – aber in Teheran?
Iman und sein jün­ge­rer Bruder Payar sind sich sehr ver­bun­den und leben bei ihrem Vater in einem der wohl­ha­ben­de­ren Viertels der Stadt. Die Mutter starb vor kur­zem. Während sich Payar um den kran­ken und opi­um­ab­hän­gi­gen Vater küm­mert und eine Karriere als Boxer anstrebt, ver­sucht sich Iman in Drogenhandel, liebt sein Motorrad und nächt­li­che Parties mit Freunden. Das kann auf Dauer nicht gut­ge­hen…
„Eines Tages, als ich bereits in Paris leb­te, rief mich mei­ne Mutter an und erzähl­te mir eine wah­re Geschichte, die sich gera­de in mei­nem Viertel im Norden Teherans ereig­net hat­te und in die eini­ge mei­ner Freunde ver­wi­ckelt waren – eine Geschichte über eine geschei­ter­te Rache. Diese Geschichte erschüt­ter­te mich, ich war von ihrer abrup­ten Gewalt und ihrem tra­gi­schen Potenzial beein­druckt. Die Resonanz auf Geschichten, die in der ira­ni­schen Mythologie erzählt wer­den, sprang mir ins Auge: Es gibt dort vie­le Geschichten über Rache und Vererbung. …“
Emad Aleebrahim Dehkordi
„… die­ser dop­pel­te Blick, von außen und von innen, tut dem Film gut. Denn es ist frag­lich, ob die stän­dig im Iran leben­den Filmemacher eine solch unge­schön­te Milieuschilderung über­haupt ohne über­gro­ßes Risiko rea­li­sie­ren könn­ten.
Regisseur Emad Aleebrahim Dehkordi, der am fran­zö­si­schen „Fresnoy-Studio natio­nal d’arts con­tem­po­rains“ Kunst stu­dier­te, unter­legt sei­ne nächt­li­che Sozialstudie geschickt mit Thrill und Spannung, bevor sie am Ende doch zum Drama wird….“
Peter Gutting | kino-zeit

Credits:

A Tale of Shemroon
FR/DE/IR/IT 2022, 102 Min. far­si OmU
Regie: Emad Aleebrahim-Dehkordi
Kamera: Amin Jafari
Schnitt: Félix Rehm
mit: Iman Sayad Borhani, Payar Allahyari, Masoumeh Beygi, Behzad Dorani, Nima Nouri Zadeh

Trailer:
CHEVALIER NOIR – Offizieller Trailer
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Besties

Besties

Ein Film von Marion Desseigne Ravel. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Raus aus Amal trifft Romeo & Julia trifft Bandes de Filles
Sommer in einem Pariser Vorort. Mit leich­ter Hand erzählt Besties von Nedjma, deren Welt sich auf den Kopf stellt, als sie Zina, der neu­en Nachbarin, begeg­net. Das gro­ße Problem: Zina gehört einer ver­fein­de­ten Clique an. Nedjmas Freundinnen, mit denen sie um die Häuser zieht, wür­den eine sol­che Verbindung nie tole­rie­ren. Sie haben einen Ruf zu ver­tei­di­gen und schä­di­gen mit nie­der­träch­ti­ger Finesse den Ruf derer, die sich ihrer Meinung nach respekt­los ver­hal­ten, sich also bei­spiels­wei­se auf „ihre“ Bank set­zen. Zinas Freundinnen wie­der­um las­sen sich auch nichts gefal­len. So steht Nedjma vor einem Dilemma, war­tet sie sich doch immer sehn­süch­ti­ger auf das nächs­te heim­li­che Treffen mit der gelieb­ten Zina, möch­te aber loy­al zur Clique ste­hen. Zu den not­wen­di­gen Lügen kommt noch die Unsicherheit der ers­ten gro­ßen Liebe, zudem zu einer Frau.
„Auf eine Wand in mei­ner Nachbarschaft wur­de gesprüht: Der ers­te, der sich ver­liebt, hat ver­lo­ren. Das ist wahr. Denn danach reden alle über dich und du bist aus­ge­lie­fert. Ich habe ver­lo­ren. Ich bin in ein Mädchen ver­liebt, ich weiß nicht, was ich tun soll …“ Nedjma
Besties ist psy­cho­lo­gisch stark, auch gefühl­voll, vor allem wirkt er aber authen­tisch und wahr­haf­tig. Eine klei­ne Perle des jun­gen quee­ren Kinos Frankreichs.“ programmkino.de

Credits:

Les meil­leu­res
FR 2021, 80 Min. frz. OmU
Regie & Buch: Marion Desseigne Ravel
Kamera: Lucile Mercier
Schnitt: Julie Picouleau, Elif Uluengin
mit: Lina El Arabi, Esther Rollande, Leila, Mahia Zrouki, Tasnim Jamlaoui

Trailer:
BESTIES Trailer Deutsch | German [HD]
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Gehen und Bleiben

Ein Film von Volker Koepp.

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Eine Karte von Mecklenburg hing in Uwe Johnsons letz­tem Arbeitszimmer im eng­li­schen Sheerness. Die Region sei­ner Kindheit, in die er nach der Auswanderung in den Westen nicht mehr zurück­ge­hen und die er danach nur noch lite­ra­risch rekon­stru­ie­ren konn­te. Volker Koepps Film ist als Geobiografie ange­legt, er reist mit Johnsons Texten zu den Lebensorten des Autors, fin­det Menschen und Landschaften, die mal einen engen, mal einen frei­en Bezug zum Werk und zur Person haben. Koepps und Johnsons poe­ti­sche Projekte ver­bin­den sich: Ihre Landschaften und Biografien ken­nen kei­ne linea­ren Entwicklungen, in ihnen bleibt die Geschichte gespei­chert und legt sich selbst immer wie­der frei. Für Johnson sind beim Bad in der Ostsee die Toten anwe­send, die nach der Versenkung der Cap Arcona 1945 in der Lübecker Bucht trie­ben. Eine Gesprächspartnerin von Koepp denkt bei Italienurlauben an heu­ti­ge Fluchten über das Mittelmeer. Johnsons Trauer über den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in Prag spie­gelt sich im aktu­el­len Angriff Russlands auf die Ukraine, der die Dreharbeiten bestimmt. Wenn ein Fluss lang­sam fließt, kann er bei etwas Wind die Richtung ändern und kommt wie­der zur Quelle.

Credits:

DE 2023, 168 Min. deut­sche OmeU
Regie: Volker Koepp
Schnitt: Christoph Krüger
Kamera: Uwe Mann
mit Stuart Roberts, Judith Zander, Erhard Siewert, Peter Kurth, Hans-Jürgen Syberberg, Helga Elisabeth Syberberg, Aukje Dijkstra, Undine Spillner, Fritz Rost, Heinz Lehmbäcker, Hanna Lehmbäcker, Dietrich Sagert, Kristian Wegscheider, Christian Höser, Thomas Irmer, Uta Löber, Erdmut Wizisla, Karin Bosinski, Hartmut Bosinski

Trailer:
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Mit Liebe und Entschlossenheit

Ein Film von Claire Denis.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Urlaub am Meer. Sara (Juliette Binoche) und ihr Lebensabschnittsgefährte Jean (Vincent Lindon) füh­len sich frei und glück­lich, wie zwei Delphine schwim­men sie neben­ein­an­der her. Nach ihrer Rückkehr ins Pariser Stadtleben kehrt die Alltagsroutine zurück, eine Zäsur ergibt sich, als Sara im Gewimmel einer Metrostation zufäl­lig einen län­ge­re Zeit nicht gese­he­nen Freund ent­deckt. Dieser Moment trifft sie wie ein Blitzschlag. Zufällig erzählt ihr Jean, dass just die­ser Freund ihm die Partnerschaft in einer Agentur zur Vermittlung jun­ger Rugby-Talente ange­bo­ten hat. Eine Begegnung von Sara mit François (Grégoire Colin), über den sie vor mehr als zehn Jahren Jean über­haupt erst ken­nen­ge­lernt hat­te, bleibt nicht aus. Und die­ses Wiedersehen sorgt in der Folge dafür, dass nicht nur für Sara eine Achterbahnfahrt der Emotionen beginnt und sie sich ent­schei­den muss, mit wel­chem der bei­den Männer, denen sie sich auf doch recht unter­schied­li­che Weise in Liebe ver­bun­den fühlt, sie zusam­men­le­ben möchte.

Die Geschichte, die Claire Denis in ihrem jüngs­ten, 2022 bei den Filmfestspielen in Berlin mit dem Silbernen Bären aus­ge­zeich­ne­ten und im Herbst dann auch bei den Französischen Filmtagen in Tübingen/Stuttgart vor­ge­stell­ten Werk ver­han­delt, ist im Grundsatz kei­ne neue. Doch erzählt und vor allem gespielt ist sie mit einer Intensität, wie man sie auf der Leinwand nur sel­ten zu sehen bekommt. Was Sara fühlt, das meint man als Zuschauender förm­lich sel­ber zu spü­ren. „C’est repar­tie“, sagt Sara über die Rückkehr schlaf­lo­ser Nächte und über ihr inne­res Aufgewühltsein, wel­ches sie manch­mal wie unter einer Trance erschei­nen lässt. Auch Lindon ist in sei­nen Reaktionen und in sei­ner Haltung wahr­haf­tig, gestresst zudem durch im Nebenplot ver­han­del­te Probleme mit sei­nem jugend­li­chen Sohn, um den zu küm­mern sich des­sen Großmutter (Bulle Ogier) jedoch über­for­dert fühlt. Denis legt dabei immer wie­der auch die Mechanismen gesell­schaft­li­cher Rollenbilder offen, die zum Beispiel die Frau als ohn­mäch­tig und bevor­mun­det cha­rak­te­ri­sie­ren, ohne dass es den Männern des Films in irgend­ei­ner Art und Weise bewusst wäre und dazu führt, dass bei­de Männer auf jeweils ihre Art und Weise Druck auf die von ihnen begehr­te Frau aus­üben. Nach und nach ein­streu­te Hinweise auf die Vorgeschichte der bei­den Männer hel­fen dabei, die Figuren in ihrem Verhalten bes­ser zu verstehen.

Claire Denis und ihre Co-Autorin Christine Angot haben schon 2017 beim Spielfilm „Meine schö­ne inne­re Sonne“, in dem es um Roland Barthes Buch „Fragmente einer Sprache der Liebe“ ging, zusam­men­ge­ar­bei­tet. Diesmal gab Angots Roman „Un tour­nant de la vie“ den Anstoß für die­ses sei­nen Figuren immer wie­der auch in Nahaufnahmen auf den Leib rücken­des Liebesdrama. Ein Drama, dass sich bekann­ten Erzählmustern jedoch ent­zieht und mit der mensch­li­chen Psyche zu spie­len weiß.

Interessant auch zu beob­ach­ten, wie und wann pan­de­mie­be­dingt Masken getra­gen wer­den, wie Küsschen links und rechts selbst bei Begegnungen mit sehr ver­trau­ten Menschen unter­blei­ben und zu Distanz füh­ren. Weitere gesell­schaft­li­che Aktualität lie­fern Interviews von Sara als Radiojournalistin mit der liba­ne­si­schen Verlegerin Hind Darwish zum Thema Flucht und Immigration oder Aussagen über die von Ex-Fußballstar Lilian Thuram in sei­nem 2021 erschie­ne­nen Buch „Das wei­ße Denken“ geäu­ßer­ten Gedanken zu Rassismus und der Rolle der Hautfarbe als psy­cho­lo­gi­schem Problem. Nicht unwe­sent­lich ist auch die Rolle, die ein­mal mehr die bri­ti­sche Band Tindersticks – seit „Nénette et Boni“ sind sie bei Claire Denis gesetzt – spielt. Ihr hyp­no­ti­scher Score mit oft düs­te­ren Streichern, die in ihrer Schwere an die Auftragsarbeit „Ypres“ (2014) erin­nern, ver­stärkt die beweg­ten Gefühle von glück­li­chen Zeiten am Meer bis hin zu auf­brau­sen­den Streitigkeiten in Paris aufs Intensivste.

Thomas Volkmann | programmkino.de

Credits:

Avec amour et acharne­ment
FR 2022, 116 Min., frz. OmU
Regie: Claire Denis
Kamera: Eric Gautier
Musik: Tindersticks
Schnitt: Emmanuelle Pencalet, Sandie Bompar, Guy Lecorne
mit Juliette Binoche, Vincent Lindon, Grégoire Colin, Issa Perica, Bulle Ogier, Mati Diop

Trailer:
AVEC AMOUR ET ACHARNEMENT – Trailer F/d
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Geranien

Geranien

Ein Film von Tanja Egen. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Muss man muss weder aus dem Ruhrgebiet (oder vom Rand) kom­men, noch Mutter, noch Tochter sein, um die­sen Film zu ver­ste­hen, und eben­falls nicht ambi­tio­nier­te Schauspielerin mit Traumschiff-Angebot, so wie Nina„ die Protagonistin.
Nina kommt zur Beerdigung der gelieb­ten Oma nach Holzwickede in ihr Elternhaus. Wegen plötz­li­cher Sarglieferschwierigkeiten aber muss der Termin ver­scho­ben wer­den. So bleibt sie unwil­lig und unfrei­wil­lig noch ein paar Tage län­ger bei den Eltern, obwohl es sie eigent­lich zurück nach Amsterdam zieht, zu Freund und Kind und Theaterauftritt. Lakonisch, lebens­nah und nicht ohne Witz erzählt der Film von Entfremdung und Wiederannäherung, Verlust und Trauer, und, obwohl alle dem eigent­lich längst ent­wach­sen sein soll­ten, vom Kind-Sein und Eltern-Sein, einem offen­bar lebens­lan­gen Zustand.
„Regisseurin Egen lässt ihren Film an ein paar weni­gen Tagen spie­len, es ist Hochsommer, alles licht­durch­flu­tet, und im klei­nen Kosmos des Reihenhauses bro­deln Konflikte – geschick­ter­wei­se lässt Egen die­se nie aus­bre­chen. Denn im wirk­li­chen Leben bre­chen sie auch nicht aus, wenn man die Mutter, den Vater besucht; auch nicht unbe­dingt in einer Ausnahmesituation wie dem Todesfall der Oma. Das macht den Film so lebens­nah, in sei­ner gan­zen Zugespitztheit…“ H. Mühlberge | kino-zeit

Credits:

DE 2023, 83 Min., Deutsch OmeU
Regie: Tanja Egen
Kamera: Claudia Schröder
Schnitt: Nicolas Dusollier
mit Friederike Becht, Marion Ottschick, Peer Martiny, Jasmina Musić, Stefanie Meier, Aleksandra Ćorović, Adi Hrustemović, Oliver Möller, Bruno Kirchhof

Trailer:
„On Mothers and Daughters” (Geranien) | Trailer | Berlinale 2023
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Trenque Lauquen

Trenque Lauquen

Ein Film von Laura Citarella. 

[Credits] [Tickets & Termine – Teil1] [Tickets & Termine – Teil2] [Trailer]
Wer bei­de Teile als Doppelprogramm sehen möch­te, kann 2x den ermä­ßig­ten Preis buchen. Leute mit Ermäßigungsberechtigung kön­nen 2x den Berlinpass Preis buchen und Berlinpass Berechtigte zah­len 1x den Normalpreis für bei­de Teile.

Laura, eine jun­ge Biologin aus Buenos Aires, kommt für einen Forschungsauftrag in die Provinzstadt Trenque Lauquen – und ver­schwin­det plötz­lich. Zwei Männer machen sich auf die Suche nach ihr, bei­de lie­ben die­se Frau, bei­de ver­ste­hen nicht, war­um sie gegan­gen ist. Spielt die rus­si­sche Autorin Alexandra Kollontai eine Rolle, die Laura zuletzt las? Was hat es mit dem geheim­nis­vol­len Briefwechsel auf sich, den Laura gefun­den hat­te, ver­steckt in den Büchern der loka­len Bibliothek? Während die bei­den Männer sich auf ihre Spur bege­ben und Vermutungen anstel­len, hält eine unheim­li­che Entdeckung im See des ört­li­chen Parks die Menschen der Kleinstadt in Atem …
Mit ihrem drit­ten Spielfilm fei­ert Laura Citarella die Lust am Geschichtenerzählen und bedient sich bei so unter­schied­li­chen Genres wie Detektivgeschichte, Liebesfilm, Film noir und Mysterydrama mit einer an David Lynch erin­nern­den Note. Citarella ist Mitglied des argen­ti­ni­schen Filmkollektivs El Pampero Cine, das uns 2018 das vor Ideen über­spru­deln­de Kinowunderwerk La Flor bescherte.

Credits:

AR/DE 2022, Teil 1: 128 Min./Teil 2: 132 Min., span. OmU,
Regie: Laura Citarella
Kamera: Agustín Mendilaharzu, Inés Duacastella, Yarará Rodriguez,
Schnitt: Miguel de Zuviría, Alejo Moguillansky,
mit Laura Paredes, Ezequiel Pierri, Rafael Spregelburd, Elisa Carricajo, Juliana Muras, Verónica Llinás, Cecilia Rainero u. a.

Trailer:
TRENQUE LAUQUEN – ein Film von Laura Citarella
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Die Verachtung – Le Mépris

Ein Film von Jean-Luc Godard.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer] [indie­ki­no club]

Ein ame­ri­ka­ni­scher Filmproduzent enga­giert einen Drehbuchautor, weil er meint, sein Regisseur sei dabei, einen Flop zu dre­hen. Die Ehe des Drehbuchautors geht dabei zu Bruch, weil sei­ne Frau nicht ertra­gen kann, dass ihr Mann sich dem Geldgeber ver­kauft, mehr noch, das Gefühl hat, dass er sogar sie selbst dem Produzenten anbie­tet. Godard macht ein Experiment: Er dreht einen teu­ren Film mit zwei Großproduzenten (Carlo Ponti und dem Amerikaner Levine), die eine Rendite erwar­ten über das Thema „was pas­siert, wenn die Geldgeber dem Regisseur in den Film drein­re­den?“ Er enga­giert einen berühm­ten Regisseur für die Rolle des Regisseurs, spielt selbst den Assistenten und bit­tet sei­nen Hauptdarsteller, zum Drehen sei­ne eige­ne Kleidung zu tra­gen. So wird klar, das ist nicht nur Filmhandlung, son­dern auch Realität, und wenn er den gan­zen Film über den Regisseur gegen den Produzenten in Schutz nimmt, ver­kauft er des­sen rea­lem Pendant ein Plädoyer für die Freiheit des Künstlers gegen­über dem Geldgeber. Dumm nur, dass die ver­meint­lich Gefoppten dann doch immer am län­ge­ren Hebel sit­zen und so gemei­ne Dinge tun wie z.B. eine Nacktszene mit Brigitte Bardot in den Film zu zwingen.

Dieser Film wur­de von 2021 bis 2023 von STUDIOCANAL bei HIVENTY mit Unterstützung des CNC in 4K digi­tal restau­riert. Durch die Version des Films hat man die Gelegenheit, zur ursprüng­li­chen Farbpalette des Films zurück­zu­keh­ren. Um die Restaurierung zu opti­mie­ren, wur­den das ursprüng­li­che 35-mm-Negativ und Szenen aus dem Zwischenpositiv sowie die Referenzkopie ver­wen­det, die 2002 von Raoul Coutard, dem Kameramann des Films, über­ar­bei­tet wurde.

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Credits:

FR 1963, 105 Min., frz. OmU
Regie: J.-L. Godard
Kamera: Raoul Coutart
mit: Michel Piccoli, Brigitte Bardot, Jack Palance, Fritz Lang, Francesca Vanini, Georgia Moll

Trailer:
DIE VERACHTUNGLE MÉPRIS | Trailer / Deutsch | Jean-Luc Godard | ARTHAUS
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Unser Fluss… Unser Himmel

Ein Film von Maysoon Pachachi.

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Es sind vie­le Geschichten, und doch nur eine – per­sön­lich und kol­lek­tiv zugleich. Regisseurin Maysson Pachachi und (Drehbuch-)Autorin Irada Al-Jubori haben anhand von selbst gehör­ten Dialogen und erleb­ten Szenen eine fik­ti­ve Erzählung ent­wi­ckelt, die uns einen Einblick gibt in das ganz all­täg­li­che Leben in einem besetz­ten Land, zu einer Zeit extre­mer sek­tie­re­ri­scher Gewalt und nächt­li­cher Ausgangssperren. 2006, drei Jahre nach dem Einmarsch der US-Truppen, ist Bagdad ein gefähr­li­cher Ort vol­ler Chaos und Ungerechtigkeit. Autorin Sara, die im Mittelpunkt des Films steht, muss mit ihrer Tochter Rima das Leben allei­ne meis­tern. Oft genug denkt denkt sie dar­an, die gelieb­te Stadt, das Land zu ver­las­sen, um Rima eine bes­se­re, oder über­haupt eine Zukunft zu ermög­li­chen, aber nicht zuletzt die Nachbarschaft, Familie, Freund:innen und Rima sel­ber hal­ten sie bis­lang davon ab.
Trotz aller auf­re­gen­den Geschehnisse und Ereignisse ist der Film der aus dem Irak stam­men­den Regisseurin zurück­hal­tend insze­niert, ohne zu beschönigen.

Wir sind der Meinung, dass es gera­de jetzt wich­tig ist, Geschichten von indi­vi­du­el­lem Widerstand und Hoffnung über den Nahen Osten zu erzäh­len, wo so vie­le Menschen es immer noch schaf­fen, als Menschen mit­ein­an­der soli­da­risch zu sein, trotz des stark spal­ten­den Drucks von Religion und Politik, mit dem sie leben.“
Maysson Pachachi / Irada Al-Jubori

Credits:

UK, FR, DE, KW 2021, 117 Min., arab.OmU
Regie: Maysoon Pachachi
Schnitt:Alexandre Donot
Kamera: Jonathan Bloom
mit: Darina Al Joundi, Zainab Joda, Basim Hajar, Labwa Arab, Amed Hashim

Trailer:
Im Kino mit deut­schen Untertiteln.
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Thomas Schütte - Ich bin nicht allein

Thomas Schütte – Ich bin nicht allein

Ein Film von Corinna Belz. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Im Werk von Thomas Schütte geht es immer um den Menschen. Seine Arbeiten haben Schwere und Leichtigkeit, zei­gen Beschädigungen, Machtverhältnisse, Ängste, Abhängigkeiten, böse, schrä­ge und schö­ne Gestalten. Das Arbeiten mit den Händen, das Zeichnen, das Aquarellieren, das Modellieren, das Formen mit Ton und Knetmasse, das Bauen mit Holz und ande­ren Materialien ste­hen im Zentrum sei­ner künst­le­ri­schen Tätigkeit; sein Wissen um hand­werk­li­che Techniken ver­bin­det ihn eng mit sei­nen Werkstätten. Schütte stu­dier­te an der Kunstakademie Düsseldorf bei Fritz Schwegler und Gerhard Richter. Heute zählt er zu den bedeu­tends­ten Künstlern der Gegenwart und ist welt­weit in allen gro­ßen Museen und Sammlungen ver­tre­ten.
Corinna Belz wähl­te für ihr Porträt einen klas­si­schen Weg. Am Anfang steht eine wie­der­ent­deck­te Idee, am Ende das Kunstwerk, die „Nixe“, als fer­ti­ge Skulptur. Dazwischen gibt es Begegnungen mit lang­jäh­ri­gen Mitarbeiter:innen und Galerist:innen, Innenansichten und Rückschauen.
„Für Corinna Belz und ihr Interesse am krea­ti­ven Akt ist Thomas Schütte ein idea­ler Kandidat. Nicht nur wegen sei­nes tro­cke­nen Witzes und sei­ner locker-zugäng­li­chen Art. Sondern zum einen, weil man inner­halb des arbeits­tei­li­gen Prozesses, bei dem auch vie­le Handwerker nötig sind, den spe­zi­fi­schen Beitrag des Künstlers bes­ser sieht. Und zum andern, weil Thomas Schütte gern schnell arbei­tet. … Mit ein­fühl­sa­men Kamerafahrten und auf­ge­räum­ten Bildern funk­tio­niert [der Film] als Dialog zwi­schen kine­ma­to­gra­fi­scher und bil­den­der Kunst. Durch den Austausch auf Augenhöhe wirkt er dem Elitären ent­ge­gen, das sich meist mit der abge­schot­te­ten Welt der Sammler ver­bin­det. Und er durch­kreuzt das Vorurteil, dass man als „nor­ma­ler“ Mensch heut­zu­ta­ge sowie­so kei­nen Zugang mehr zu Werken von Gegenwartskünstlern fin­de. Thomas Schütte und Corinna Belz bewei­sen das Gegenteil – mit einer immer wie­der unter­halt­sa­men Reise zu den Brüchen und Kontinuitäten im Werk eines sich treu blei­ben­den Künstlers.“
Peter Gutting | kino-zeit

Credits:

DE 2023, 94 Min., engl., franz. deut­sche OmU
Regie: Corinna Belz
Schnitt: Rudi Heinen
Kamera: David Wesemann, Jule Katinka v. Cramer

Trailer:
THOMAS SCHÜTTEICH BIN NICHT ALLEIN – Offizieller Trailer
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