Ein Film von Nuri Bilge Ceylan.
[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]
Ja, die Sprache. In Nuri Bilge Ceylans jüngstem Film, der erst jetzt, zwei Jahre nach seiner Premiere in Cannes, in Deutschland endlich ins Kino kommt – spielt sie eine besondere Rolle und ist, neben den einnehmenden Bildern und der eleganten Kameraführung ein Kernstück des Werks. Sinan hat sein Lehramtsstudium in Çanakkale fast abgeschlossen, nur eine Prüfung fehlt noch, aber zuerst will er seinen fertig geschrieben ersten Roman, „The Wild Pear Tree“ veröffentlichen. In seiner westtürkischen Heimatstadt Çan erhoffte er finanzielle Hilfe dafür, er zeigt das Werk seiner Familie, örtlichen Kunstliebhabern und Unternehmern. Was soll man sagen: es ist schwierig. Sinan trifft alle, Mutter, Vater, Freunde, Freundinnen, den Bürgermeister, Schulkameraden, Schriftsteller. Niemand kann oder will ihn beim Druck des Buches unterstützen. Stattdessen diskutiert, redet, streitet sich Sinan durch den Film. Themen gibt es genug, die Schriftstellerei, die Kunst, die Kunst an sich, natürlich die Politik, natürlich die Liebe, die Religion, Karrieren, die Verbindungen zwischen allem. Selten bin ich einem Film, in dem so ausgiebig geredet wird, so gespannt und gerne gefolgt. Ein Film wie ein Fluss, die Bewegungen während der Begegnungen scheinen durch die Dialoge vorangetrieben zu werden, und Sinan ist ständig unterwegs (nur als er Hatice trifft, kehrt Ruhe ein). So durchqueren während eines angeregten Diskurses mit zwei sehr unterschiedlich eingestellten Imamen die drei Männer das gesamte Dorf bis hinaus in die Landschaft. Aber, was bringt das Reden? Schwer zu sagen, aber klar ist, es ist essenziell und unentbehrlich, aber auch das wie ist wichtig. Sinans Mutter Asuman ist mehr als einmal verzweifelt, weil der Vater, ein charmant-sympathischer, einst angesehener Grundschullehrer, durch seine Spielsucht die Familie in den Ruin treibt. Aber sie bereue nicht, ihn geheiratet zu haben, sagt sie. Alle anderen sprachen immer von Geld, er hingegen von der Natur, von den Farben, und er sprach so schön, so wie er es heute noch tut.
»… ein wunderschön vielschichtiger Film …« programmkino.de
Ahlat Agaci
Türkei 2018, 188 Min., türk. OmU
Regie: Nuri Bilge Ceylan
Schnitt: Nuri Bilge Ceylan
Kamera: Gökhan Tiryaki
mit: Aydin Doğu Demirkol, Murat Cemcir, Bennu Yıldırımlar, Hazar Ergüçlü
- noch keine oder keine mehr