Ein Film von Andreas Wolff.
Super-Star, Super-Stimme, Super-Talent, Super-Model … – danach „sucht Deutschland“ in schöner Regelmäßigkeit. Wäre die Suche nach dem „Super-Poet” im „Land der Dichter und Denker“ vorstellbar? In der arabischen Welt schon, denn hier hat Lyrik einen besonderen Stellenwert, und der entsprechende Wettbewerb ist längst Realität. Eine kritische Jury und ein Millionenpublikum entscheiden in der hochdotierten TV-Liveshow „Million’s Poet” in den Vereinigten Arabischen Emiraten, welcher der Teilnehmer aus dem arabischen Raum das ansprechenste eigene Werk darbietet. Teilnehmerinnen gibt es dabei nur wenige, aber unter ihnen hat sich Hissa Hilal einen besonderen Platz erobert. Obwohl es unmöglich schien, erreichte die damals 43-jährige saudische Hausfrau und Mutter vierer Kinder als erste Frau den Wettbewerb. Im Nikab trat sie sie 2010 auf die Bühne und erreichte den dritten Platz mit Versen, die starke Kritik an der patriarchal organisierten Gesellschaft der arabischen Welt und an extremistischer Lehre üben. Dies brachte ihr nicht nur Lob ein, sondern auch auch üble Beschimpfungen und sogar Todesdrohungen. Warum setzt sie sich der Gefahr aus, und wie hat sie es überhaupt geschafft, in diesen Wettbewerb zu kommen? Stefanie Brockhaus and Andreas Wolff waren neugierig, haben Hissa Hilal gesucht, gefunden und diesen Film mit ihr und über sie gedreht.
Nach der jüngsten Verhaftungswelle von Aktivistinnen und Anwälten am vergangenen Freitag in Saudi-Arabien (https://bit.ly/2KK8Dud), wird Hissa Hilal, die Protagonistin von THE POETESS (R: Stefanie Brockhaus / Andreas Wolff; Kinostart 31.5.) nicht an der heute in München startenden Kinotour teilnehmen. Die Poetin und Aktivistin, die in ihren Gedichten furchtlos religiösen Fanatismus anprangert und für einen friedlichen Islam eintritt, sollte im Rahmen der Kinotour gemeinsam mit Regisseur Andreas Wolff den Film deutschlandweit vorstellen und an Diskussionsrunden teilnehmen.
„Das brachiale Vorgehen gegen die Aktivistinnen und deren Anwälte haben Hissa und uns sehr erschüttert“, erklärt Regisseur Andreas Wolff. „Die Verhaftungen, aber auch die begleitende Schmutzkampagne in regierungsnahen Medien und sozialen Netzwerken kamen völlig unerwartet. In dieser unvorhersehbaren Lage und willkürlichen Atmosphäre möchten wir Hissa Hilal keiner unnötigen Gefahr aussetzen, die ihr durch eine Kinotour eventuell drohen könnte. Wir möchten die Menschen hier nun erst recht dazu einladen, den Film anzuschauen und damit hoffentlich eine Diskussion über Frauenrechte anzustoßen.“
D, Saudi-Arabien 2017 89 Min. OmU – Arabisch mit dt. Untertiteln
Regie: Stefanie Brockhaus, Andreas Wolff
Kamera: Tobias Tempel, Stefanie Brockhaus
Schnitt: Hansjörg Weissbrich, Anja Pohl
- noch keine oder keine mehr
[nbsp]