Ein Film von Claire Pijman.
Robby Müller (1940–2018) war eine Lichtgestalt, nur anders, als man dieses Wort gemeinhin versteht. Er hätte gut einen der weisen und wortkargen Indianer in Jim Jarmuschs Spätwestern „Dead Man“ darstellen können. Das ging nur nicht, weil er für diesen Film als Director of Photography fungierte und dort wie in rund 70 anderen Meisterwerken des internationalen Autorenkinos sein spezielles, einerseits fest und wie gemalt, aber zugleich durchscheinend und flirrend sich gebendes Licht auf die Leinwand zauberte.
Über Jahrzehnte führte der Kameramann ein Videotagebuch, das die Filmemacherin Claire Pijman bereits für die große Ausstellung „Master of Light“ im Amsterdamer Filmmuseum EYE aufarbeitete und welches sie nun in ihrem eigenen Film „Living the Light“ als zentralen Bildfundus nutzt. Über einer Sequenz zwischen Dennis Hopper und Nicholas Ray aus Wim Wenders’ „Der amerikanische Freund“ erzählt die Kamerakollegin Agnès Godard, dass Meisterschaft für sie erst darin zum Ausdruck kommt, wenn sich die Grandezza einer Kameraarbeit in den Szenen selber zum Verschwinden gebracht hat, weil sie wie selbstverständlich darin enthalten ist. Seltsam, dass man Robby Müllers Bilder fast immer auch zu hören glaubt. In „Living the Light“ wird dieser Eindruck forciert durch fein improvisierte Soundscapes von Jim Jarmusch und Carter Logan.
Ralph Eue | Dok Leipzig
LIVING THE LIGHT ist nicht nur eine interessante Biographie und spannender Lehrfilm in Sachen Kameraarbeit, Lichtsetzung etc., sondern auch sehr anregend. Beim Schauen bekommt man große Lust auf Filme, bei denen ROBBY MÜLLER Kameramann war. Deshalb zeigen wir eine Auswahl an den folgenden Wochenend- und Feiertag-Nachmittagen:
ALICE IN DEN STÄDTEN von Wim Wenders
BRD 1973/1974, 112 Min. Format: 16mm blow up 35mm schwarz-weiß, 4K Scan und 2K Restaurierung 2014, 2K DCP R.: Wim Wenders D.: Rüdiger Vogler, Yella Rottländer, Lisa Kreuzer
Der Journalist Phillip Winter will eine Story über Amerika schreiben, bekommt aber außer einer Serie von Polaroids nichts auf die Reihe und tritt enttäuscht die Heimreise nach Deutschland an. Dabei läßt er sich widerwillig darauf ein, die kleine Alice (Yella Rottländer) für eine kurze Zeit in seine Obhut zu nehmen. Die dann folgende unfreiwillige gemeinsame Odyssee von New York über Amsterdam nach Wuppertal und durch das Ruhrgebiet gestaltet sich zunächst schwierig, sind doch beide Reisende gleich launisch und eigensinnig.
DOWN BY LAW von Jim Jarmusch
USA 1986 106 Min. engl. OmU
R., B.: Jim Jarmusch
D.: John Lurie, Tom Waits, Roberto Benigni
Drei sehr unterschiedliche Männer, Roberto Benigni auf der einen, Tom Waits (der übrigens gerade 70 wurde) und John Lurie auf der anderen Seite, prallen im rustikalen Landgefängnis im Süden aufeinander. Obwohl sie sich nicht ausstehen können, was Benigni wegen seiner ständigen Quassellei nicht merkt, brechen sie gemeinsam aus und paddeln durch die malerische Sumpflandschaft Louisianas in die Freiheit.
DANCER IN THE DARK von Lars von Trier
DK SE FIN 2000 139 Min. OmU (englische OV mit dt. Untertiteln)
R., B.: Lars von Trier
D.: Björk (auch Musik), Catherine Deneuve, David Morse, Peter Stormare
Der letzte Teil seiner Trologie über „tragische Frauengestalten, die sich für andere aufopfern und deren Liebe nicht davon abhängt wie sie – vom Schicksal oder von den Menschen – behandelt werden“ (von Trier) wurde in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, woran neben der Kamera die ungewöhnliche Musical-Form und die ebenfalls dort ausgezeichnete Hauptdarstellerin Björk sicherlich einen großen Anteil hatten.
NL DE 2018 86 Min. OmU (Engl., Niederl., Franz. mit deutschen Untertiteln)
Regie : Claire Pijman
Kamera : Robby Muller, Claire Pijman
Schnitt: Katharina Wartena
Music: Squrl (Jim Jarmusch and Carter Logan)
offizielle Webseite (engl.) livingthelight.nl
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Living the Light – die Bilderwelten des Robby Müller / Trailer from Chromosom Film on Vimeo.