Ein Film von Ray Ashley, Morris Engel, Ruth Orkin.
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Auf der letzten Berlinale konnte er in der Retrospektive entdeckt werden, denn hier hatte Wes Anderson ihn als seinen persönlichen Coming-of-Age-Favoriten ausgewählt: der im New York der 50er spielende „Little Fugitive“, der in der Übersetzung hier immer schon „Kleiner Ausreißer“ hieß. Dies ist genau genommen falsch, denn Joey ist ein Flüchtling, nachdem sein großer Bruder Lenny und dessen Freunde ihm einen bösen Streich gespielt haben, um ihn loszuwerden. Vor der Polizei auf der Flucht landet er, mit wenig Geld in der Tasche, im Kirmes-Wunderland Coney Island, und vergisst bald, warum er hier ist. Der Film heftet sich an Joeys Fersen, und nimmt dabei wie von selbst einen dokumentarischen Blick auf das rege ihn umgebende Treiben mit. Während der Junge Karussell fährt, Zuckerwatte isst, als Cowboy auf Ponys reitet und dafür immer wieder Geld besorgen muss, werden die New Yorker während ihrer Freizeit porträtiert: beim Bummeln, Flirten, Schwimmen oder Sonnenbaden.
In einer vielleicht leicht übertriebenen Aussage bezeichnet Francois Truffault „Little Fugitive“ mit seiner meisterhaft gestalteten, immersiv-einladenden Schwarz-Weiß-Kinematografie, der minimalistischen Erzählweise und dem naturalistischen Stil als wegweisend für die Regisseure der französischen Nouvelle Vague, die im Jahrzehnt nach seiner Veröffentlichung die Filmszene eroberten. Selbst wenn er kein so einflussreicher Film gewesen sein sollte, schafft es „Little Fugitive“, der seine einfache Geschichte nur so natürlich wie möglich erzählen will, weit mehr zu erreichen als das.
„Die meisten Regisseurinnen haben vor ihrem ersten Hollywood-Film bereits Erfahrungen in anderen Bereichen des Filmwesens gesammelt: sei es als Drehbuchautorin, als Schauspielerin, an der Kamera, im Schnitt, als Regieassistenzin oder rund um den Kinosaal. Und wenn sie dann endlich im Regiestuhl sitzen, hält ihnen eine komplette Filmcrew den Rücken frei. Wir hingegen hatten lediglich uns selbst. Ohne unseren fotografischen Hintergrund hätten wir nie Filme drehen können“. Ruth Orkin
Unweit vom fsk zeigt die Gallerie f³ – freiraum für fotografie eine Ausstellung mit Fotos der Regisseurin Ruth Orkin.
Credits:
US 1953, 75 Min., engl. OmU
Regie: Ray Ashley, Morris Engel, Ruth Orkin
Kamera: Morris Engel
Schnitt: Ruth Orkin, Lester Troob
mit: Richard Brewster, Winnifred Cushing, Jay Williams, Will Lee, Charley Moss, Tommy DeCanio, Richie Andrusco
Trailer:
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