In Micha Lewinskys neuem Film überschlagen sich Harmoniesucht und Konfliktscheue bis zur völligen Eskalation. Der unbedingte Wille zu Passivität und Friedfertigkeit machen einen Vater blind vor den Konsequenzen seiner Taten und sind ausschlaggebend für zahlreiche absurde Wendungen. Elegant changiert dabei die Stimmung, so dass manch befreites Lachen sofort im Halse stecken bleibt. Eine Komödie aber ist der Film nicht, aber rabenschwarz. Komödiantisch könnte man noch die erste Szene nennen, in der der Mann – Thomas – bei der Psychiaterin sitzt und sich redlich bemüht, Harmonie und Wohlgefallen zu verbreiten. Und je mehr er in der Therapie behauptet, alles sei in Ordnung, desto weniger glauben wir ihm.
Eigentlich passiert natürlich eine Menge in Nichts passiert. Seine Frau hat eigentlich gar keine Zeit und die Tochter keine Lust. Trotzdem ist Thomas wild entschlossen, mit seiner Familie erholsame Skiferien in den Schweizer Alpen zu verbringen. Dass dieses Jahr auch noch Sarah, die Tochter seines Chefs, mitkommt, macht die Sache nicht einfacher. Die beiden Teenager können nicht miteinander, zudem bekommen sie Probleme mit der Dorfjugend. Als verantwortlicher Erwachsener müsste Thomas handeln, aber er setzt auf aussitzen und positives Denken und beschwört die gute Laune auch noch, als längst nichts mehr gut ist. So verstrickt er sich zusehends in einem Netz aus Lügen und Halbwahrheiten…
Der Drehbuchautor und Regisseur Micha Lewinsky (Der Freund) schrieb mit Nichts passiert Devid Striesow eine Rolle auf den Leib, in der der Strahlemann des deutschen Kinos die komplexe Hauptfigur mit furchterregender Sanftheit verkörpert. An seiner Seite brilliert die renommierte Film- und Theater-Schauspielerin Maren Eggert, in einer Geschichte, die in ihrer Unausweichlichkeit einen unwiderstehlichen Sog entwickelt.
CH 2015 88 Min.
R., B.: Micha Lewinsky
K.: Pierre Mennel S.: Gion-Reto Killias Titelsong: Heidi Happy
D.: Devid Striesow, Maren Eggert, Annina Walt, Lotte Becker, Max Hubacher, Sarah Orlov