Alles was kommt

Ein Film von Mia Hansen-Løve. Ab 18.8. im fsk.

Die Welt von Nathalie (gespielt von Isabelle Huppert) gerät ins Wanken: An der Schule, an der sie Philosophie unter­rich­tet, strei­ken die poli­ti­sier­ten Schüler gegen die Reformpolitik, aber davon will Nathalie nichts wis­sen, obwohl ihr lin­ke Denker am Herzen lie­gen. Kurze Zeit spä­ter erfährt sie, dass ihr Mann sie betrügt. Der zieht bald aus und weil die gemein­sa­men Kinder erwach­sen sind und schon lan­ge ihre eige­nen Wege gehen, ist sie plötz­lich allei­ne und auf eine Weise frei, wie sie es schon lan­ge nicht mehr war. Ein ehe­ma­li­ger Schüler, der sei­ne aka­de­mi­sche Laufbahn gegen eine links­ak­ti­vis­ti­sche Tätigkeit getauscht hat, lädt sie ein, ihre frei­en Tage in einer Kommune auf dem Land zu ver­brin­gen. Dort wird sie kon­fron­tiert mit den Einstellungen, die sie selbst ein­mal ver­trat, als sie jung war.

Die fran­zö­si­sche Regisseurin Mia Hansen-Løve ist 35. Es ist inter­es­sant, dass sie ihre eige­ne Generation über eine Figur per­spek­ti­viert, die ihre Mutter sein könn­te. Was sie auf die­se Weise gewinnt, ist eine schö­ne und über­zeu­gen­de und sich sehr fair anfüh­len­de Äquidistanz, zur jün­ge­ren wie zur älte­ren Generation.  Eine früh­rei­fe Könnerin war sie schon lan­ge; ziem­lich groß­ar­tig ist es nun, wie sou­ve­rän sie in L’avenir das Tempo vari­iert, die Klischees weni­ger mei­det als mit genau­en Beobachtungen zum Leben erweckt; wie sie immer genau da schnei­det und springt, wo das Nötige gesagt und gezeigt ist.  Scheu vor Melos und Wahrheit von Songs zur rech­ten Zeit hat sie sowie­so nicht. Dies alles im Rahmen einer Kunst, die um die eige­nen Mittel wenig Aufhebens macht. Und so ist L’avenir eine sehr fran­zö­si­sche, ange­nehm sub­ti­le und leich­te Tragikomödie in gebil­de­ten Schichten.“ Ekkehard Knörer in der taz

Silberner Bär – Berlinale 2016

OT: L’Avenir
F/D 2016, 100 Min., frz. OmU
Regie, Buch: Mia Hansen-Løve

Kamera: Denis Lenoir
Schnitt: Marion Monnier
Darsteller:
Isabelle Huppert (Nathalie)
André Marcon (Heinz)
Roman Kolinka (Fabien)
Edith Scob (Yvette)
Sarah Le Picard (Chloé)