Die Ökonomie der Liebe

Ein Film von Joachim Lafosse. Ab 3.11.im fsk.

Marie (Bérénice Bejo) und Boris (Cédric Kahn) sind ver­hei­ra­tet und haben zwei klei­ne Töchter. Obwohl sie sich vor Kurzem getrennt haben, leben bei­de noch zusam­men in der geräu­mi­gen Eigentumswohnung, denn Boris fin­det kei­ne ande­re Wohnung, die Miete dafür könn­te er sich auch gar nicht leis­ten, weil er momen­tan kaum Arbeit hat. Um sich inner­halb der Wohnung so gut wie mög­lich aus dem Weg zu gehen, wer­den Abmachungen getrof­fen, wer wann wo in wel­chem Zimmer sein darf und an wel­chen Tagen die Kinder vom Vater, an wel­chen von der Mutter betreut wer­den. Und trotz­dem ist man sich stän­dig im Weg, Abneigung und Wut bre­chen sich Bahn und immer wie­der wird gerech­net: wer hat wie viel Geld und Arbeit in die Wohnung gesteckt und des­halb das Recht auf einen grö­ße­ren Anteil bzw. Geldbetrag.

Ums Geld geht es aber frei­lich gar nicht wirk­lich. Es geht viel mehr um einen Anlass für das Reden selbst. Sie rech­net ihre Rechnung vor, er sei­ne – immer wie­der. Beide rech­nen sie rich­tig. Im Geldgespräch fin­det das Reden die Methode, am Reden zu blei­ben. Und in die­sem am Reden geblie­be­nen Reden – ohne dass es etwas lösen wür­de, ohne dass es etwas lösen könn­te – bleibt das auf­ge­teilt Teilende, das unver­bun­den Verbinde leben­dig. Die Frage, ob, oder bes­ser: wie sehr, wie häu­fig, wie bestän­dig sich Marie und Boris doch noch lie­ben, wird so in die Frage über­führt, wie tot die Gesichter wer­den, wenn das Reden auf­hört. Hier geht es (…) schon lan­ge nicht mehr um die Synchronie von Liebe und Beziehung. Hier geht es ans Eingemachte: um Leben und Tod.“  Lukas Stern, critic.de


OT: L’économie du couple
Belgien, Frankreich 2016, 95 Min., frz. OmU
Regie: Joachim Lafosse
Mit: Bérénice Bejo, Cédric Kahn, Marthe Keller, Jade Soentjens, Margaux Soentjens, Francesco Italiano, Tibo Vandenborre
Kamera: Jean-François Hensgens
Schnitt: Yann Dedet