Ein Film von Tarik Saleh.
Kairo, am Vorabend der Revolution in Ägypten. In der Luxussuite des Hotels Nile Hilton liegt die bekannte Popsängerin Lalela, tot. Ihr wurde der Hals aufgeschlitzt und ins Gesicht geschlagen. Alles deutet auf ein Verbrechen aus Leidenschaft hin. Eine junge Sudanesin Salwa (Mari Malek) macht im Hotel sauber. Sie hört ein Geräusch. Sie sieht den Täter. Aber sie will nicht aussagen. Sie hat Angst, ihren Job zu verlieren. Polizist Noredin (Fares Fares), der sich nach dem Tod seiner Frau nur noch mit Tabletten und Alkohol betäubt, übernimmt die Ermittlungen.
Ziemlich bald vermutet der hart gesottene, desillusionierte Cop, dass die Elite des Landes in den Mordfall verwickelt ist. Schließlich war sie dort mit dem reichen Immobilienhändler und Politiker Hatem Shafiq (Ahmed Selim) verabredet, mit dem sie eine Affäre hatte. Doch sein Vorgesetzter und Onkel Kammal (Yasser Ali Maher) bremst ihn gnadenlos aus. Der brisante Fall soll als Selbstmord zu den Akten gelegt werden. „Sie hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten“, versucht Noredin ihn aus der Reserve zu locken. Umsonst.
Noredin freilich beißt sich fest. Legt sich mit allen an. Plötzlich taucht die hübsche Freundin der Toten auf. Die mysteriöse Gina (Hania Amar). Sie verhilft ihm nicht nur zu neuen Hinweisen. Und auch der verdächtige Politiker will plötzlich, dass er den Fall aufklärt. Durch Korruption und politische Intrigen stolpert Noredin von einer Falle in die nächste. Die Staatssicherheit zieht derweil im Hintergrund die Fäden. Auf dem Tahir Platz kommt es bei einer Demonstration zum Showdown.
Atmosphärisch dicht inszeniert Regisseur Tarek Saleh das düstere Stimmungstableau seines klassischen Noir-Krimis. Dabei kann der Schwede mit ägyptischen Wurzeln sich bei seinem erhellenden Politthriller voll auf seinen exzellenten Hauptdarsteller Fares Fares verlassen. Der talentierte Schauspieler verleiht seiner Figur als brüchiger, desillusionierter Held ein eindeutiges Profil. Nicht umsonst wurde das fesselnde Gesellschaftsportrait beim diesjährigen Sundance Film Festival mit dem Grand Jury Prize (World Cinema – Dramatic) ausgezeichnet und auch beim Münchner Filmfest begeistert aufgenommen.
Luitgard Koch | programmkino.de
Ich hatte nie vor, einen politischen Film zu drehen. Im Gegenteil, ich wollte eher einen persönlichen Film machen. Es geht darum, dass man nicht nur ein wenig korrupt sein kann. Das funktioniert nicht. Entweder man ist es oder nicht.
Korruption in Ägypten ist nicht das Gleiche, wie Korruption in Europa. In Ägypten entstand die Korruption, weil es für die Menschen keinen anderen Weg gab, um zu überleben. Es gab immer ausländische Machthaber. So entstand ein System neben dem System, um mit den Römern, den Griechen, den Türken, den Engländern oder den Franzosen, wer auch immer gerade die Macht hatte, zu kommunizieren. Man brauchte ständig jemanden, der in seinem Namen sprach. Dieses System war sehr stabil, es bestand seit tausenden von Jahren. Nach der nationalen Revolution durch die die ausländischen Machthaber verdrängt wurden, entstand nicht sofort ein komplett neues System.
Deshalb wird Korruption in Ägypten nicht so wahrgenommen wie woanders. Das Wort Korruption selbst zum Beispiel: Es gibt in Ägypten, also auf Arabisch das Wort „wasta“ und das bedeutet „Gefallen“ oder „wen man kennt“. Jeder in Ägypten braucht „wasta“, egal wer. Sogar der Präsident. Deshalb ist es ist kein negativ, sondern ein positiv belegtes Wort.
Tarik Saleh | Regisseur
Schweden, Dänemark, Deutschland, 2017
Regie & Drehbuch: Tarik Saleh
Darsteller: Fares Fares, Mari Malek, Yaser Maher, Hania Amar, Ahmed Seleem, Slimane Dazi, Hichem Yacoubi, Mohamed Yousry, Ger Duany. Yasser Ali Maher.
im Kino mit deutschen Untertiteln