The Square

Ein Film von Ruben Östlund.

Vielfach als Gesellschaftssatire gelobt, ist der Gewinnerfilm der Goldenen Palme in Cannes doch weit mehr als nur böse, komisch und absurd. Er mutet auch uns Zuschauenden Fragen nach Eigenverantwortung, Moral und Integrität zu.

Der Museums-Chefkurator Christian ist smart, erfolg­reich und bemüht, alles rich­tig zu machen: ver­läß­lich sein, ver­ant­wor­tungs­voll han­deln, empa­thisch auf sei­ne Umgebung zu reagie­ren. Er liebt sei­ne Arbeit und die Auseinandersetzung mit der Kunst. Jetzt aber lau­ern Hindernisse und Fallstricke auf sei­nem Weg: eine neue Ausstellung im Stockholmer Museum für zeit­ge­nös­si­sche Kunst ist zu bewer­ben, lei­der ist die Künstlerin zu unbe­kannt und ihr Werk wenig pro­vo­ka­tiv. Ein beson­de­res Gala-Diner zu Ehren der Sponsoren des Kunsttempels for­dert ihn her­aus. Die Journalistin Anne, mit der er eine Nacht ver­brach­te, stellt sein Verhältnis zu Frauen auf den Prüfstand, und auch sei­ne zwei Töchter bean­spru­chen ihn. Bei einem per­for­mance-arti­gen Straßenraub ver­liert er Smartphone und Portemonnaie, doch mit Hilfe der Kollegen kann die Beute mit­tels moder­ner Technik geor­tet wer­den. Die danach getrof­fe­nen Maßnahmen kata­pul­tie­ren ihn aller­dings aus sei­ner Komfortzone, und auch das Promotionsvideo für die Ausstellung und die Performance beim Festessen ent­wi­ckeln sich desaströs.

In Ruben Östlunds Filmen geht es meist um eine gro­ße Verunsicherung – er schickt sei­ne Protagonisten in unan­ge­neh­me und kon­flikt­rei­che Situationen, aus denen sie dann nur mit viel Mühe wie­der her­aus­fin­den. Das war bei Play – Nur ein Spiel und bei Höhere Gewalt so und ist es auch hier (ein „Gesamtwerk, das die libe­ra­le Gesellschaft mit sich selbst kon­fron­tiert” – Cargo #35). Schön ist das für die Figuren nicht, aber immer­hin sind es unge­fäh­re Alter Egos des Regisseurs, er weiß um ihre Lage und fühlt mit ihnen. Bei The Square hat er die Schrauben aller­dings noch ein wenig ange­zo­gen, und Christian rutscht Stück für Stück tie­fer in sei­nen Schlamassel hin­ein, was sehr erkennt­nis­reich und dabei wahl­wei­se ver­gnüg­lich, pein­lich oder schmerz­haft ist. Eines ist es aber, trotz ande­rer Verlautbarungen und Rezensionen, mit­nich­ten: eine Abrechnung mit moder­ner Kunst oder Political Correctness.

Ach ja, der Titel: der im Film als Teil der neu­en Ausstellung vor­kom­men­de „Square” ist eine Installation von Östlund und sei­nem Produzenten Kalle Bomann von 2014, die inzwi­schen in zwei Schwedischen und Norwegischen Städten zu erle­ben ist, ein Platz, wo man sich an die eige­ne Verantwortung für die Gesellschaft erin­nern und sicher füh­len soll.


 
Credits:
 

Schweden 2017, schw. OmU, 142 Min.
Regie & Buch: Ruben Östlund
Darsteller: Claes Bang, Elisabeth Moss, Dominic West, Terry Notary, Christopher Laesso, Jan Lindwall
 
Termine: