Les Sauteurs – Those Who Jump

Ein Film von Moritz Siebert, Estephan Wagner, Abou Bakar Sidibé, Ab 17. November im fsk.
Am 18.+ 22.11. in Anwesenheit der Regisseure.

Vom Berg Gurugu blickt man auf die spa­ni­sche Enklave Melilla an der nord­afri­ka­ni­schen Mittelmeerküste. Afrika und die Europäische Union wer­den hier durch eine hoch­ge­si­cher­te Grenzanlage, bestehend aus drei Zäunen, von­ein­an­der getrennt. In den Wäldern des Bergausläufers leben Geflüchtete, meist aus der Subsahara-Region, die ver­su­chen, die­se direk­te Landgrenze zwi­schen Marokko und Spanien zu über­que­ren. So auch der Malier Abou Bakar Sidibé, der zugleich Protagonist und Dokumentierender in LES SAUTEURS ist.

Nach 14 Monaten im infor­mel­len Camp und meh­re­ren geschei­ter­ten Versuchen, das Zaunsystem zu über­win­den, beginnt Abou zu fil­men – sei­nen Alltag, die Umgebung, das zer­mür­ben­de Warten auf den nächs­ten „Sprung”. Er gibt Einblick in die sozia­le Organisation der Community und tris­ten Ausblick auf das ver­meint­li­che Eldorado Europa. In LES SAUTEURS fin­det ein ein­zig­ar­ti­ger Perspektivenwechsel statt: Dem abs­trakt anony­men Wärmebild der Überwachungskamera wird der sub­jek­ti­ve Blick eines Individuums ent­ge­gen­ge­setzt. Nach einer Begegnung mit Moritz Siebert und Estephan Wagner über­nimmt Sidibé ihre Kamera. Unermüdlich doku­men­tiert er sei­ne Lebensrealität am Rande einer abge­schot­te­ten EU. (Forumskatalog, Caroline Pitzen)

Was aus Abous Bildern ent­steht, ist das Dokument einer Gemeinschaftsbildung. In dem pro­vi­so­ri­schen Lager wird gekocht und gehan­delt, wird der eine zum Handwerker und der ande­re zum Arzt. Es gibt Chefs und eine kla­re Hierarchie, es wird getanzt, gefei­ert, gebe­tet, Fußball gespielt. Natürlich hätte das Experiment auch in die Hose gehen können. Aber Abou erweist sich als meis­ter­li­cher Filmer und Erzähler des­sen, was ihn bewegt. Und als präziser Regisseur in eige­ner Sache: Begeistert teilt er einem Kameraden mit, wel­che Körperteile die­ser von ihm fil­men soll, während er sich wäscht. Dann wie­der ver­traut er der Kamera sei­ne Sehnsucht nach Europa an und die Angst davor. Ein ein­zel­ner Mensch tritt aus der anony­men, medi­al ver­ba­cke­nen, opa­ken Flüchtlingsmasse her­aus und wird zum agi­len, sich selbst reflek­tie­ren­den Subjekt sei­nes Films. (Katja Nicodemus, DIE ZEIT)

Dänemark 2016, 79 Min. Französisch, Bambara OmU.
Regie: Moritz Siebert, Estephan Wagner, Abou Bakar Sidibé 
Buch: Moritz Siebert, Estephan Wagner
Kamera: Abou Bakar Sidibé
Schnitt: Estephan Wagner