Censored Voices

Ein Film von Mor Loushy. Ab 21. Juli im fsk.

1967 hat­te Israel im Sechstagekrieg die über­mäch­tig erschei­nen­de geg­ne­ri­sche Koalition besiegt und sein Territorium auf die drei­fa­che Größe aus­ge­dehnt. Das Land befand sich im Siegestaumel. Am Rand der all­ge­mei­nen Euphorie inter­view­te der Schriftsteller Amos Oz jun­ge Kibbuzniks, die gera­de vom Dienst an der Front zurück­ge­kehrt waren. Die Männer rede­ten offen über die Zerstörung, die Gräuel des Krieges und über ihre Ängste. Sie spra­chen über das Verhalten der israe­li­schen Truppen und waren dabei wesent­lich kri­ti­scher, als Oz erwar­tet hat­te.  Der Schriftsteller plan­te damals die Veröffentlichung der Interviews, doch es kam nicht dazu, weil der Großteil der Tonbänder von der israe­li­schen Armee zen­siert wur­de – bis heu­te.  Den noch exis­tie­ren­den Fragmenten der Originalaufnahmen wer­den Stimmen aus Nachrichtenarchiven und Bilder des Konfliktes gegen­über­ge­stellt, die das Gesagte in sei­ner Zeit ver­or­ten. Die ehe­ma­li­gen Soldaten sind heu­te Männer über 70, die ihre dama­li­gen Zweifel über die Opfer, die in die­sem Krieg für den Sieg erbracht wur­den, bewegt auf sich wir­ken las­sen. Ihre Stimmen konn­ten bis­lang nicht gehört wer­den – betref­fen sie doch den Staat Israel, wie wir ihn heu­te kennen.

In der Schule hör­ten wir sie häu­fig, die heroi­schen Legenden des 6‑Tage- Krieges. David gegen Goliath. Wir sind die Gerechten und haben die ara­bi­sche Welt, die uns im Meer ver­sen­ken woll­te, besiegt. Diese Erinnerung immer vor Augen mach­te unse­re Gesellschaft zu der, die sie heu­te ist. Aber damals, nur einen Monat nach dem gro­ßen Sieg, waren die Gefühle eigent­lich ande­re. Nur wur­den sie nie gehört. Sie wur­den zen­siert, demen­tiert und schließ­lich über die Jahre hin­weg ver­ges­sen. Jetzt, wo die Aufnahmen von damals wie­der zu hören sind, ent­steht ein kom­plett neu­es Bild. Ein „unge­schön­tes“, ein „ech­tes“, von einem Krieg, der so anders ver­lief als uns als Kindern bei­gebracht wur­de. Es ist ein trau­ri­ges Bild, ein tra­gi­sches. Und wäh­rend ich die­sen Stimmen lau­sche, stellt sich mir nur eine Frage: Wie wären wir als Gesellschaft gewor­den, wenn wir die­sen Stimmen Raum gege­ben hät­ten?“  Mor Loushy

Israel/ D  2015, 84 Min. · hebr. OmU 
Regie: Mor Loushy 
Buch: Mor Loushy, Daniel Sivan 
Kamera: Itai Raziel,  Avner Shahaf 
Schnitt: Daniel Sivan