La belle saison

Ein Film von Catherine Corsini. Ab 5.5. im fsk.

Die 23jährige Delphine lebt Anfang der 70er bei ihren Eltern auf dem Bauernhof und hilft ihrem Vater beim Betrieb. Als ihre Geliebte erklärt, daß sie nun mal lang­sam einen Mann hei­ra­ten müß­te, flieht Delphine zum stu­die­ren nach Paris, wo sie in eine Feministinnengruppe gerät und sich gleich in Carole, eine der auf­fäl­ligs­ten Frauen der Gruppe, ver­liebt. Die ist zwar noch mit einem Mann zusam­men, aber als Delphine wegen ihrem nun kran­ken Vater zurück aufs Land muß, folgt Carole ihr und muß nun mit den länd­li­chen, kon­ser­va­ti­ven Strukturen klar kommen.

Worin bestand für Sie der Reiz, die Handlung von La Belle Saison in die 70er Jahre zu verlegen?
Ich ver­spür­te das Bedürfnis, den dama­li­gen Feministinnen, die oft ver­un­glimpft oder als sexu­ell frus­trier­te Emanzen beschimpft wur­den, mei­nen Respekt zu zol­len. Ich selbst war zwar über vie­le Jahre hin­weg kei­ne son­der­lich enga­gier­te Feministin, ja ich ten­dier­te sogar dazu, mir die Vorurteile, die man ihnen gegen­über heg­te, selbst zu eigen zu machen. Dann aber begriff ich, dass ein Großteil der Errungenschaften, die für mein heu­ti­ges Leben ganz selbst­ver­ständ­lich sind, eben die­sen Frauen zu ver­dan­ken sind, die sich damals enga­giert und wirk­lich gekämpft haben. Viele von ihnen waren Lesbierinnen, denen sich dank der Frauenbewegung end­lich die Chance bot, ihre Stimme zu erheben.
Es ist eine Tatsache, dass gera­de die Lesben viel für die Emanzipation der Frau im Allgemeinen geleis­tet haben. Die Vitalität und die Lust zu pro­vo­zie­ren, von der die Frauenbewegung geprägt war, fand ich sehr fas­zi­nie­rend. Ich sehe heu­te nir­gend­wo etwas Vergleichbares. Ich hat­te begrif­fen, dass beim Feminismus das Menschliche im Mittelpunkt stand – und dies war denn auch der Kerngedanke, von dem ich mich bei der Arbeit am Skript habe lei­ten lassen.

Wie erklärt sich die Lust, so viel nack­te Haut zu zeigen?
Die Nacktheit zu insze­nie­ren, folg­te gewis­ser­ma­ßen der Logik der dama­li­gen Zeit. Plötzlich fand man es nor­mal, sich nackt zu zei­gen und Haare unter den Achseln zu haben. Seltsamerweise hat uns die Lust, so viel nack­te Haut zu zei­gen, aber erst ganz all­mäh­lich wäh­rend der Dreharbeiten über­kom­men. Anfänglich war ich viel mehr dar­auf aus, die Schönheit der Landschaft und die Arbeit auf den Feldern zu zei­gen.  (Catherine Corsini)

F 2015, 105 Min.,  frz. OmU 
Regie: Catherine Corsini
Buch: Catherine Corsini, Laurette Polmanss 
Kamera: Jeanne Lapoirie 
Schnitt: Frédéric Baillehaiche 
mit: : Cécile de France, Izïa Higelin, Noémie Lvovsky, Kévin Azaïs